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Opern-Tipps im Dezember: Drei Facetten der Schneekönigin

Im eisigen Bann der Schneekönigin

Die Weihnachtszeit wird durch die märchenhafte Figur der Schneekönigin in unterschiedlichen Interpretationen verzaubert.

vonPatrick Erb,

Ein Splitter aus einem teuflischen Spiegel lässt das Schöne hässlich erscheinen und gefriert Herzen zu Eis. Auch der Junge Kay verliert so jeden Sinn für Liebe und wird von der Schneekönigin in ihr kaltes Reich entführt. Erst Gerdas Tränen tauen sein Herz, und Wärme und Menschlichkeit kehren zurück. Beinahe von einer christlichen Erlösungsmoral durchzogen, gehört Hans Christian Andersens symbolreiches Kunstmärchen „Die Schneekönigin“, das wie viele seiner Erzählungen das Schicksal einfacher Menschen in den Blick nimmt, zu den bekanntesten des 19. Jahrhunderts.

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Seit seiner Veröffentlichung hat die Geschichte zahllose Künstler inspiriert. Film und Literatur bedienen sich ihrer archetypischen Bilder: So wird die eiskalte Herrscherin in C. S. Lewis’ „Chroniken von Narnia“ als Weiße Hexe zur Verkörperung des ewigen Winters. Sie ist erbarmungslos, dennoch von kalter Schönheit und ein direktes Spiegelbild von Andersens Figur. Ihr Wesen, weder gut noch böse, und die nebulösen Absichten entziehen sich jeder klaren moralischen Zuschreibung. Geheimnisvoll reist sie mit ihrem Schlitten durch nördliche Gefilde. Das macht sie bis heute zu einer vielgestaltigen, die Fantasie anregenden Figur.

Auch Bühne und Musiktheater erliegen ihrem eiskalten Zauber gerade in der dunklen Jahreszeit immer wieder neu. Das Ballett der Taras Shevchenko Nationaloper Kiew etwa bringt gemeinsam mit der Württembergischen Philharmonie Reutlingen eine märchenhafte Interpretation auf die Bühne des Festspielhauses Baden-Baden. In der Choreografie von Aniko Rekhviashvili und Viktor Ishchuk erwacht Andersens Erzählung zu tänzerischem Leben: Nicht der Teufel, sondern Trolle schmieden den verhängnisvollen Spiegel, dessen Splitter die Welt vergiften, Kay verliert sich in seelischer Trübnis, und Gerda macht sich auf die Suche nach ihm. Auf ihrer Reise zwischen Traum und Wirklichkeit begegnet sie Zauberinnen, Prinzen und Räubern, bis schließlich ihre wärmenden Tränen Kays Herzenskälte bezwingen. Die Musik von Offenbach, Grieg, Massenet, Berlioz und Johann Strauß verleiht dieser märchenhaften Odyssee eine sinfonische Tiefe, die Klassik und Ballettkunst elegant vereint.

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Kunstvoll adaptiert

Ein gehöriges Stück weiter gen Norden, im Stadttheater Flensburg, feiert Marius Felix Langes Familienoper „Die Schneekönigin“ Premiere. In sieben kurzen Episoden verdichtet der Komponist das Märchen zu einem packenden Bühnenabenteuer. Das Libretto folgt dramaturgisch eng der Vorlage. Vor allem Gerdas abenteuerliche Reise, auf der sie einige Hindernisse überwindet und Weggefährten kennenlernt, werden aufgewertet: von geschichtenerzählenden Blumen, die sie an der Weiterreise hindern, über sprechende Rentiere bis zu einer weisen saunierenden Lappin. Am Ende kehrt der Sommer in die Welt und Herzen der Menschen ein.

Die wohl komplexeste musikalische Annäherung an das Thema stammt vom dänischen Komponisten Hans Abrahamsen. Seine Oper „The Snow Queen“, 2019 in Kopenhagen uraufgeführt und längst auf den großen Opernbühnen zuhause, lässt Andersens Märchen in neuem, schillerndem Licht erscheinen. Die rhythmisch präzise und zugleich empfindsam pulsierende Partitur malt ein Panorama innerer Zustände, durchzogen von Schneeglanz, frostiger Stille und dem Klang emotionaler Entfremdung. Kälte wird hier zur Metapher einer beziehungslosen Gesellschaft. Abrahamsen greift zudem musikalisch auf eigene Motive zurück: Schon in seiner Komposition „Schnee“ assoziierte er die Tonart C-Dur mit blendendem Weiß – jener Perfektion, die Kay in der Schneeflocke erkennt. Am Ende aber löst sich die Starre: Gerdas Tränen bringen Wärme und Nähe zurück. Hochkarätig besetzt, erstrahlt dieses feingliedrige Werk an der Semperoper Dresden als eines der musikalischen Highlights des Dezembers.






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