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Porträt TONALi

Jeder ist ein Künstler

Die Hamburger Musikinstitution TONALi sucht seit nunmehr 15 Jahren mit partizipativen Formaten den gesellschaftlichen Dialog.

vonPatrick Erb,

Wer die Räumlichkeiten von TONALi im Kleinen Kielort sucht, läuft schnell daran vorbei. Denn die Straße ist lediglich eine kleine Ausflucht der Bogenstraße, die im Herzen Hamburgs das Szeneviertel Eimsbüttel vom überwiegend mondänen Harvestehude trennt. Ein charmanter Ort, um über die Zukunft der klassischen Musik nachzudenken – dem Kernanliegen von TONALi, das mittlerweile Denkwerkstatt, Community Project, Veranstalter, Akademie, schlicht: eine Institution in der Stadt ist. „Der Zukunft Gehör verschaffen“ – so das selbsterklärte Ziel – ist dabei nicht nur eine Floskel, sondern die ernsthafte Frage danach, wie das Konzert und die Kulturvermittlung etwa im Jahr 2040 aussehen wird.

TONALi wächst rasch sich hinaus

Die Wurzeln des Projekts ruhen indes im Wettbewerb. So gründeten Amadeus Templeton und Boris Matchin im Jahr 2009 gemeinsam den TONALi Grand Prix. Von Beginn an lag der Fokus nicht auf dem schlaglichtartigen Abrufen von Repertoire, auf dem „besten Bach“, sondern auf dem Ermöglichen der Musik und dem Zugang zu dieser für jedermann. Hamburger Stadtteilschulen sind dafür bis heute als Partner aktiv beteiligt. Schon bald wuchs der Wettbewerb über sein Korsett hinaus. Es folgte die Bühnenakademie, eine dreijährige Ausbildung, die über mehrere Schritte hinweg mittels Schulprojekten, Bühnenproduktionen und neuen Konzertformaten ein kreatives Verständnis von kultureller Veränderung, aber auch Kulturmanagement ganz konkret vermitteln möchte.

Ob das akademisch Gelernte Früchte trägt, zeigt dann ein abschließendes Projekt. Dieses Jahr, im Rahmen des TONALi Festivals, lädt das Berliner Kollektiv DieOrdnungDerDinge zur „Sozialen Symphonie“ in die Elbphilharmonie ein, um gemeinsam mit über dreihundert Mitwirkenden – wozu neben den Musikern auch deren Angehörige, Schüler und Anwohner zählen – Musik, Tanz und Theater in einem großen partizipativen Akt zu verschmelzen, ganz im Sinn des ästhetischen Vorbilds Joseph Beuys: In jedem Menschen steckt ein Künstler.

Schwellenängste überspringen: TONALi-Performance
Schwellenängste überspringen: TONALi-Performance

Leben, arbeiten, Kunst genießen

Viel mehr noch als das Konzert im Kulturtempel, erzählt der geplante gemeinsame Spaziergang dorthin vom Charakter jener Leute, die kulturelle Utopie zur Tugend erheben wollen. Ausgehend von der Festivalzentrale, dem TONALi-Saal, wird ein feierlicher Zug aller Beteiligter in die HafenCity wandern und dabei jene Stadtteile streifen, die als „Kunstschutzgebiet“ zusammengefasst sind. Dabei handelt es sich um Stadtquartiere, die innerhalb eines kleinen Radius alle Bereiche des täglichen Bedarfs – und dazu gehört natürlich die Kultur – abdecken. Die Stadt wird bespielt und somit zur großen offenen Bühne.

Schlussendlich sind die Unterstützer dieses Projekts, dem sich längst Größen wie Igor Levit, Daniel Hope oder Martha Argerich angeschlossen haben, keine Revolutionäre um der Revolution willen. Liebevoll blickt man auf das große prägende musikalische Erbe zurück, um dessen Zukunft es gewissermaßen geht, veranstaltet gar konventionelle Konzerte oder Liederabende auf dem Campus. Denn auch das ist TONALi. Vor allem aber ist es ein Impuls, der anstecken und aus dem eine Bewegung hervorgehen soll.

Livestream zur „Zweiten Sozialen Symphonie“, die am 4. Juli 2025 in der Elbphilharmonie stattfindet:

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Weitere Informationen zum TONALi-Festival, zum Konzept der „Sozialen Symphonie“ und dem weit gefächerten Engagement von TONALi gibt es hier

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