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Portät Alexander Malofeev

Exilant und Weltenbürger

Der 23-jährige Russe Alexander Malofeev gilt als rasant aufsteigender Stern am Pianistenhimmel.

vonPatrick Erb,

Gibt es im Konzerthaus klavierspielende Geister? Mit seinen weißblonden Haaren, der fast durchscheinenden Haut und den blassgrünen Augen wirkt Alexander Malofeev zumindest ein wenig so. Wer versucht, aus diesem äußeren Erscheinungsbild zu lesen, glaubt in eine kühle, geheimnisvolle, vielleicht gar unergründliche Persönlichkeit zu blicken. Der Eindruck täuscht – vor allem musikalisch. Profilierte Technik und ein ästhetisch ausgereiftes Verständnis verbinden sich bei ihm zu einer Intensität, die selbst erfahrene Dirigenten wie Riccardo Chailly verblüfft zurücklässt.

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Er sah sich gezwungen, seine Heimat zu verlassen

Seine Ausbildung erhielt der 2001 geborene Pianist gleich an zwei Eliteinstitutionen seiner Heimatstadt Moskau: am Gnessin-Institut und am Tschaikowsky-Konservatorium. Bereits mit dreizehn Jahren gewann Malofeev den ersten Preis beim Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb für junge Musiker. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, wo er familiäre Wurzeln hat, betrifft ihn unmittelbar.

Explizit spricht er sich gegen die Gewalt aus und wird damit heimatlos. Seit 2022 lebt Malo­feev in Berlin, fühlt sich wohl in dieser musikalisch lärmenden Metropole, in deren Kulturbetrieb Russen und Ukrainer schon lange nebeneinander wirken.

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„Klavierweltrevolution“ mit Rachmaninow

Aus seiner Heimat mitgebracht hat er die Liebe zur Musik Rachmaninows, seines großen Vorbilds, zu dem er sich schon als Kind hingezogen fühlte. Dessen Klavierkonzerte, mit denen er sich über Jahre intensiv auseinandergesetzt hat, sind längst zu seinem Markenzeichen geworden: Die Interpretation des dritten Konzerts etwa machte ihn zu einer Ausnahmeerscheinung und wurde von der Wiener Zeitung „Der Standard“ bei seinem Debüt zur „Klavierweltrevolution“ stilisierte – eine Darbietung, die ihn befähigte, sogar einmal den erkrankten Evgeny Kissin würdig zu vertreten.

Amsterdam, Hamburg, München, Peking oder New York: Die meisten „ersten Male“ hat er mit seinen jungen Jahren schon hinter sich. Und doch bleibt viel Zeit, sein Profil weiter zu schärfen, künstlerische Horizonte zu erweitern, sich in neuen ästhetischen Feldern auszuprobieren. Die richtigen Werkzeuge, das intuitive Gespür dafür, trägt Alexander Malofeev ohnehin längst in sich, die Bühne steht ihm allerorten offen.

DVD-Tipp:

Album Cover für Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 1 u. a.

Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 1 u. a.

Alexander Malofeev (Klavier), Lucerne Festival Orchestra, Riccardo Chailly (Leitung) Accentus

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