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Porträt Bernd Glemser

Auf Augenhöhe mit den pianistischen Großmeistern

Bernd Glemser legt mit rhythmischer Präzision und schlankem Ton Werkstrukturen frei.

vonMario-Felix Vogt,

Er ist so etwas wie ein pianistischer Rekordnationalspieler: Bei 17 internationalen Klavierwettbewerben hat Bernd Glemser Preise gewonnen, unter anderem beim Münchner ARD-Musikwettbewerb und beim Busoni-Wettbewerb in Bozen. Während sich die meisten deutschen Pianisten auf die Musik der Wiener Klassik und deutschen Romantik konzentrieren, hat sich Glemser aufs virtuose Repertoire mit Schwerpunkt russische Musik spezialisiert. Zweifelsohne gehört der sympathische Schwabe zu den pianistischen Hexenmeistern unserer Zeit. Auch wenn er nie die Berühmtheit eines Maurizio Pollini oder Vladimir Ashkenazy erlangt hat, spielt er mit diesen Großmeistern auf Augenhöhe.

Geboren wurde Bernd Glemser 1962 in Dürbheim an der Schwäbischen Alb. Erst mit sieben Jahren erhielt er seinen ersten Klavierunterricht, später studierte er beim berühmten russischen Klavierpädagogen Vitaly Margulis, der ihn mit dem russischen Repertoire vertraut machte. Als Glemser 1989 mit gerade mal 27 Jahren als Professor an die Saarbrücker Musikhochschule berufen wurde, ging dies nur mithilfe einer Sonderregelung, denn er selbst hatte sein Studium damals noch gar nicht abgeschlossen.

Interpret und Lehrer: Bernd Glemser

Seit 1996 ist er als Professor an der Musikhochschule Würzburg tätig. Als Solist hat er bis heute über 30 CDs eingespielt, darunter sämtliche Klavierkonzerte von Rachmaninow. Kammermusikprojekte verbinden ihn mit der Cellistin Maria Kliegel, der Geigerin Mirijam Contzen sowie dem Trompeter Reinhold Friedrich.

Um Glemser als Interpret zu beschreiben, bietet sich seine Deutung des dritten Rachmaninow-Konzertes an. Viele Pianisten spielen dieses Werk sentimental, mit üppigem Ton und effektvollen Rubati. Glemser hingegen zeigt bei aller staunenswerten Virtuosität vor allem rhythmische Präzision und einen klaren schlanken Ton. Dadurch gelingt es ihm, in den vollgriffigen Passagen kontrapunktische Strukturen freizulegen, die der Durchschnittsvirtuose gar nicht wahrnimmt. Auch seine Aufnahmen der Skrjabin- und der Prokofjew-Klaviersonaten überzeugen durch hohes Bewusstsein für die Werkarchitektur, und in Chopins Balladen weiß er den Zuhörer durch einen ungekünstelten Erzählton zu gewinnen.

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