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PORTRÄT JOHN WILLIAMS

Der Klang der Bilder

John Williams in der NDR Kultur-Reihe „Die großen Stars der Musik“

vonSven Ahnert,

Woran denken Sie, wenn Sie den Namen John Williams hören? Diese Frage beantworten Kinogänger für gewöhnlich mit Stars Wars oder Schindlers Liste. Aber fragt man Musiker wie den Filmmusikexperten Frank Strobel, bekommt man oft zu hören: Märsche. Die komponierte Williams in den 1950er Jahren bei der U.S. Air Force. Beim Märschekomponieren ist es allerdings nicht geblieben.

Wie kein zweiter Komponist hat der vor 80 Jahren in New York geborene John Towner Williams die Filmmusik der letzten 40 Jahre entscheidend mitgeprägt, wenn nicht gar revolutioniert. Mit seiner opulenten, an die filmmusikalischen Sternstunden Hollywoods anknüpfenden Musik zur Weltraum-Saga Krieg der Sterne hat der clevere Jazzpianist, Arrangeur und Dirigent den symphonischen Klang in die Kinosäle zurückgeholt. Das war 1977, zu einer Zeit da man in Hollywood den sinfonischen Klang aus finanziellen Gründen ad acta gelegt hatte. Über Nacht wurde die emotionale Kraft sinfonischer Musik wiederentdeckt. Und heute: Harry Potter für Synthesizer? Undenkbar.

Obwohl er im Showbusiness zu Hause ist, ist John Williams kein Showtyp, sein Dirigierstil wirkt sachlich, mitunter trocken, die Wucht und Opulenz seiner Musik ist dem dirigierenden Komponisten kaum anzumerken. Sieht man Williams aber in Aufnahmen aus den 80er Jahren seine Superman-Musik dirigieren, ist das Publikum in der Hollywood Bowl völlig aus dem Häuschen. Williams ist ein ur-amerikanischer Komponist, der auch in seinen außerfilmischen Kompositionen wie Hymn of New England und seinem von Itzhak Perlman uraufgeführten Violinkonzert keine rote Linie zieht zwischen Filmwelt und autonomer „Komponistenseele“; beide Genres sind für ihn lediglich unterschiedliche Ausdrucksformen seines musikalischen Denkens.

Seit 1974 arbeitet er mit Regisseur Steven Spielberg zusammen. Beide „Wunderkinder“ haben sich gesucht und gefunden. Bis heute gehört die Musik von John Williams zu Spielbergs Filmen wie das Salz in die Suppe, angefangen bei Sugarland Express, bis hin zu Der weiße Hai oder zuletzt Gefährten. Der sinfonische Schmelz eines John Williams und Spielbergs Bildsprache scheinen nur zwei Seiten einer Medaille. „Ohne Johns Musik“, so Spielberg, „wären meine Filme nur halbfertig“. Lässt sich ein Spielbergfilm ohne einen Marsch von John Williams denken? Wohl kaum. Aber das ist nur die halbe Wahrheit über den amerikanischen Komponisten John Williams.

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