Zum 70. Geburtstag von Dirigent Sylvain Cambreling
Vom Posaunisten zum Stardirigenten
Er blickt zurück auf ein Leben mit vielen Stationen. Die nächste wird sein Umzug von Stuttgart nach Hamburg sein. Und heute schon feiert der französische Dirigent seinen 70. Geburtstag
© Marco Borggreve

Sylvain Cambreling
Das einzig Beständige im Leben ist der Wandel – Das Heraklit’sche Gesetz könnte auch das Lebensmotto von Sylvain Cambreling sein. Trotz der vitalen Bewegungen stand die große Konstante in seinem Leben früh fest: die Musik. Als Sohn einer Klavierlehrerin und Enkel einer Sopranistin und eines Fagottisten musizierten der kleine Sylvain und seine acht Geschwister regelmäßig als Familienensemble. Nach dem Posaunenstudium am Pariser Konservatorium spielte er zunächst fünf Jahre im Orchester von Lyon und begann parallel sein Dirigierstudium in Paris.
Sylvain Cambreling machte Karriere in Siebenmeilenstiefeln
Das normalerweise dreijährige Studium schloss er in nur sechs Monaten mit dem Diplom zum Orchesterleiter ab. Schon im Jahr darauf belegte er den ersten Platz bei dem internationalen Dirigier-Wettbewerb von Besançon. In Siebenmeilenstiefeln beschritt Cambreling seinen weiteren Berufsweg: zunächst wurde er stellvertretender Musikdirektor des Orchesters in Lyon und hielt ihm bis 1975 die Treue. 1977 wurde er zusätzlich unter Pierre Boulez der erste Gastdirigent des Ensemble Intercontemporain (EIC) in Paris. Eine Zeit, in der Cambreling viel arbeitete, eine Menge lernte und für seine internationale Karriere reifte.
International gefragt und seit 1992 ansässig in Deutschland
1981 ging er nach Belgien, wo Gérard Mortier ihn zum Generalmusikdirektor des Brüsseler Théâtre de la Monnaie machte. 1992 kam Cambreling nach Deutschland. Bis 1997 wirkte er als Intendant und Generalmusikdirektor der Frankfurter Oper. Dann zog es ihn weiter in den Süden. Von 1999 bis 2011 war er Chefdirigent des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg. Gleichzeitig war er Gastdirigent an renommierten Opernhäusern, darunter die New Yorker Metropolitan Opera, die Mailänder Scala sowie die Opern in Wien und Paris. Seit 2012 ist Cambreling Generalmusikdirektor der Oper Stuttgart. Er gilt als Universalist unter den Dirigenten, der mit Witz und Humor arbeitet. Zweimal schon wurde er bei der ECHO-Preisverleihung als „Dirigent des Jahres“ ausgezeichnet.
Trotz seiner Erfolgsgeschichte denkt Cambreling nicht daran, vom Pult zurückzutreten und in den Ruhestand zu gehen. Ganz im Gegenteil. Neue Aufgaben fordern ihn heraus und die Musik gibt ihm zusätzliche Lebensenergie. Die nächste Etappe seines beruflichen Wirkens führt ihn im Herbst 2018 nach Hamburg, wo er die Nachfolge des verstorbenen Jeffrey Tate als Chefdirigent der Symphoniker Hamburg antreten wird. Doch zuvor darf Sylvain Cambreling nicht nur seine beruflichen Erfolge, sondern heute seinen 70. Geburtstag feiern.
Sylvain Cambreling bei den Proben mit dem Staatsorchester Stuttgart:
Termine
Ronald Brautigam, Symphoniker Hamburg, Sylvain Cambreling
Beethoven: Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur op. 73, Scelsi: Quattro pezzi per orchestra (ciascuno su una nota), Messiaen: L’Ascension
Haydn: Die Schöpfung
Mandy Fredrich (Sopran), Werner Güra (Tenor), Markus Eiche (Bariton), Europa Chor Akademie Görlitz, Symphoniker Hamburg, Sylvain Cambreling (Leitung)
Daniel Lozakovich, Symphoniker Hamburg, Sylvain Cambreling
Schumann: Violinkonzert d-Moll WoO 1, Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 „Pathétique“
Alexandre Tharaud, Yaron Deutsch, WDR Sinfonieorchester, Sylvain Cambreling
Tjøgersen: Pelagic Dreamscape (UA), Lazkano: Mare Marginis (UA), Ligeti: Ramifications, Dufourt: L‘ enclume du rêve d’après Chillida (UA)
Catriona Morison, Symphoniker Hamburg, Sylvain Cambreling
Filidei: Ballata Nr. 2, Falla: El amor brujo, Beethoven: Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67
Anne Schwanewilms, Symphoniker Hamburg, Sylvain Cambreling
Schönberg: Erwartung op. 17, Berlioz: Symphonie fantastique op. 14
Anne Schwanewilms, Symphoniker Hamburg, Sylvain Cambreling
Schönberg: Erwartung op. 17, Berlioz: Symphonie fantastique op. 14
Rezensionen
CD-Rezension Wolfgang Rihm
Der Berg ruft
Klingende Höhen: Als Vorbild dient Rihm für seine Komposition das Violinkonzert von Alban Berg weiter