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Rezension Francisco Fullana – Cosmopolitan

Verhaltene stille Töne

Francisco Fullana und Matthias Kirschnereit durchschreiten Sonaten von Debussy, Janáček und Paderewski – letztere erweist sich als Bekenntnis.

vonPatrick Erb,

Unter dem Titel „Cosmopolitan“ vereinen der Pianist Matthias Kirschnereit und der Violinist Francisco Fullana mit Sonaten von Debussy, Janáček und Paderewski die Werke dreier unterschiedlicher Nationalitäten. Kosmopolitisch und damit weit gereist sind hier allerdings eher die Interpreten in ihren Vitae – oder allenfalls die Stile der Komponisten. Die in den 1910er-Jahren entstandenen Sonaten von Debussy und Janáček, kaum länger als ein Prélude, liebäugeln mit der Moderne: strukturell frei fantasierende Gebilde mit einem deutlichen Drang zum Romantischen. Kirschnereit und Fullana versuchen, den langsamen Passagen einen besonders träumerischen Glanz zu verleihen. Der Ansatz ist spürbar, verliert sich jedoch gelegentlich ins blinde Tasten im klangarmen Dunkel. Was fehlt, ist jene zündende Impulsivität, die der französische Philosoph Henri Bergson wohl als Élan vital bezeichnet hätte. Paderewskis Sonate hingegen, dem romantischen Stil offenkundig verpflichtet, gerät zum Bekenntnis. Der ausgedehnte Kopfsatz wirkt gleichsam elektrisierend, elegisch und elegant, dem Intermezzo entlocken die Interpreten jenen träumerischen Zauber, der den anderen, in ferne Sphären driftenden Sonaten versagt bleibt. Im feurigen Finale zeigt Kirschnereit noch einmal seine Klasse, wechselt in Bestform zwischen konzertanter Präsenz und feinfühliger Begleitung, die stets im Dienst des durchweg präzise phrasierenden Fullana steht.

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Francisco Fullana
Francisco Fullana

Cosmopolitan
Debussy: Violinsonate g-Moll, Janáček: Violinsonate, Paderewski: Violinsonate a-Moll op. 15

Francisco Fullana (Violine), Matthias Kirschnereit (Klavier)
Berlin Classics

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