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Rezension Igor Levit – Lieder ohne Worte

Wut- und Trauerlieder

Mit einem Auszug aus Felix Mendelssohns „Lieder ohne Worte“ versucht Igor Levit den angemessenen Ton zu treffen.

vonRoland H. Dippel,

Über Mendelssohns Tonpoeme muss man keine großen Worte mehr verlieren, wohl aber um die Absicht dieser Aufnahme nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober. Eine der deutlichsten Trauer-, Klage- und Wutstimmen im Chor der Emotionen ist Igor Levit. Kein Ereignis in der Welt habe ihn „so sehr zum Juden gemacht“, sagt der in Deutschland lebende Pianist. Levit wird den Erlös aus dem Verkauf seines persönlichen Lamentos an die „Ofek Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung“ sowie die „Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus“ weiterleiten.

Melancholischer Mantel

In der Auswahl findet Levit zu einem flächig betrübten Gestus, virtuose Absichten liegen ihm hier denkbar fern. Stattdessen dominieren bei Mendelssohns schlichten Klavierweisen Zerbrechlichkeit wie auch ein immer wieder durchschlagendes düsteres Einheitsgrau. Hier verweigert Levit jede noch so zurückhaltende Unbeschwertheit. Der melancholische Mantel reicht bis zum ­finalen Prélude des französischen Klaviervirtuosen Charles Valentin Alkan.

Igor Levit
Igor Levit

Mendelssohn: Lieder ohne Worte (Auszüge), Alkan: Chanson de la folle au bord de la mer op. 31/8

Igor Levit (Klavier)
Sony Classical

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