Das oft falsch verwendete Wort „Exzellenzniveau“ ist für dieses vorerst „nur“ digital verfügbare Album vollauf berechtigt – aufgrund des hohen Rangs des jungen Gitarristen Raphaël Feuillâtre und der anderen Interpretierenden, überdies auch aufgrund der optimalen Klangwiedergabe. Das akustische Environment wirkt extrem transparent und trotzdem nicht trocken, dafür mit brillanter Klarheit und packender Tonschönheit. Alle Werke gehören nicht mehr ganz ins 19. Jahrhundert und sind geprägt von neugierigen, aber auch sinnlichen Fortschreitungen Richtung Moderne. Feuillâtre beherrscht auf der Gitarre fürwahr alles: subtil schattierende Rhythmisierung, Freude an virtuosen Akzenten sowie Lust auf die durch viel Licht und wenige Schatten geprägten Harmonien. Das Zusammenspiel der Gitarre mit der Geige von María Dueñas macht bedauern, dass es für diese Kombination seit Paganini generell so wenig originäre Musik zwischen Virtuosentum und Folklore gibt. Die sattsam bekannten Paradestücke des Repertoires erklingen mit einer Frische und gleichzeitig Reife, dass sie wie neu wirken und eine Vielzahl packend gemeißelter Facetten auswerfen. Das Verbier Festival Chamber Orchestra ist in diesem Rahmen eine Klasse für sich.

Spanish Serenades
Werke von Granados, Tárrega, Kreisler, Albéniz, Rodrigo & Llobet
Raphaël Feuillâtre (Gitarre), María Dueñas (Violine), Verbier Festival Chamber Orchestra, Gábor Takács-Nagy (Leitung)
Deutsche Grammophon