Musikdramatiker ohne Bühne

Rezension Orchester Wiener Akademie – Liszt: Orchesterlieder

Musikdramatiker ohne Bühne

Begleitet vom Orchester Wiener Akademie interpretieren Thomas Hampson und weitere hochkarätige Gesangssolisten Franz Liszts Orchesterlieder.

Liszt war während seiner Weimarer Zeit von Schuberts Kompositionen fasziniert. Davon zeugen nicht nur die von Martin Haselböck bereits eingespielten Schubert-Bearbeitungen Liszts, sondern auch dessen koloristisch faszinierende Orchestrationen von Schuberts und eigenen Liedern. Dieses Album gehört ohne Wenn und Aber zu den drei besten Orchesterlied-Trouvaillen der letzten Zeit neben den Alben von Palazzetto Bru Zane für Massenet und den von Guillermo García Calvo dirigierten Kleinoden Hans Sommers. Der Ungar und Weltbürger Liszt erweist sich einmal mehr als packender Musikdramatiker ohne Bühne und Dekorationen. Die Stimmen und Instrumente modellieren hier alle Spannungen und Affekte der oft übersinnlich gruseligen Sujets. Ohne die hervorragenden Leistungen der anderen Solisten und des Chorus Viennensis zu schmälern: Thomas Hampson, der in seinen Reifejahren mit weißen Tönen und fast scharfer Artikulation Erinnerungen an Dietrich Fischer-Dieskau wachruft, vereint eine romantische Haltung und packende Sensibilität. Bei Hampsons phänomenal reflektierter Gestaltung von „Die drei Zigeuner“ verlieren alle antirassistischen Bedenken ihre Berechtigung. „Der irrende Jude“ steigert sich zum irrlichternden Mini-Epos. Und durch die Instrumentalfarben wie durch Stephanie Houtzeel gewinnt Liszts „Loreley“ eine hypnotische Beklemmung, wie sie Friedrich Silchers weitaus bekannterer Vertonung unerschlossen blieb. Das Orchester Wiener Akademie zelebriert die bewundernswerten Kleinode mit Empathie und dunkler Schönheit.

© Marshall Light Studio

Thomas Hampson

Thomas Hampson

Liszt: Orchesterlieder

Sunahe Im (Sopran), Stephanie Houtzeel (Mezzosopran), Thomas Hampson & Tomascz Konieczny (Bariton), Chorus Viennensis, Orchester Wiener Akademie, Martin Haselböck (Leitung)
Aparte

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Termine

Sonntag, 08.10.2023 11:00 Uhr Brucknerhaus Linz
Sonntag, 15.10.2023 11:00 Uhr Haydn-Geburtshaus Raiding
Mittwoch, 18.10.2023 20:00 Uhr Elbphilharmonie Hamburg

Susanne Langbein, Orchester Wiener Akademie, Martin Haselböck

Haydn: Sinfonie Nr. 6 D-Dur Hob. I:6 „Le Matin“ & Berenice, che fai Hob. XXIVa:10, Mozart: Vorrei spiegarvi KV 418 & Sinfonie g-Moll KV 550

Donnerstag, 19.10.2023 20:00 Uhr Liederhalle Stuttgart

Mahler: Das Lied von der Erde

Attilio Glaser (Tenor), Thomas Hampson (Bariton), Stuttgarter Philharmoniker, Dan Ettinger (Leitung)

Sonntag, 22.10.2023 11:00 Uhr Martinstadl Raiding
Mittwoch, 01.11.2023 19:30 Uhr Musikverein Wien

Yeree Suh, Stephanie Houtzeel, João Terleira, Mikhail Timoshenko, Chorus sine …

Mozart: Sinfonie g-Moll KV 550, Requiem d-Moll KV 626 & Gesänge im Gregorianischen Choral

Samstag, 25.11.2023 20:00 Uhr Bürgerzentrum Waiblingen

Internationale Opernwerkstatt

Melanie Diener (Sopran), Thomas Hampson (Bariton), Stipendiaten & Stipendiatinnen der Internationalen Opernwerkstatt, Württembergische Philharmonie Reutlingen, Vlad Iftinca (Leitung)

Freitag, 12.01.2024 20:00 Uhr Lutherkirche Wiesbaden

Orgelkonzert der Juroren

Wiesbadener Bachwochen
Montag, 22.01.2024 20:00 Uhr Pierre Boulez Saal Berlin
Freitag, 26.04.2024 20:00 Uhr Elbphilharmonie Hamburg

Eröffnungskonzert

Internationales Musikfest Hamburg

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