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Essener Kulturprojekt „Doppelbildnisse“ feiert Alma Mahler-Werfel

Geliebte, Muse, Komponistin

Essener Kulturinstitutionen stellen Alma Mahler-Werfel ins Zentrum des interdisziplinären Projekts „Doppelbildnisse“.

vonAndré Sperber,

Alma Mahler-Werfel erinnert sich: „Ich bekam einst einen feuerfarbenen Pyjama geschenkt. Er gefiel mir nicht wegen seiner penetranten Farbe. Oskar nahm ihn mir sofort weg und ging von da ab nur mehr damit bekleidet in seinem Atelier herum.“ Für Oskar Kokoschka, von dem hier die Rede ist, wurde besagtes Schlafgewand zu einer Art Fetisch. Ende 1912 malte er Alma darin, das Bild zeigt die beiden als Liebespaar, sie reichen einander die Hände. Für den Architekten Walter Gropius, der zeitgleich ein Verhältnis mit Alma pflegte, war es sicher ein Tiefschlag, als er 1913 das expressionistische Gemälde bei einer Ausstellung in Berlin erblickte. Heute hängt es im Museum Folkwang in Essen. Der Titel: Doppelbildnis.

Alma Mahler-Werfels Leben und Wirken im Spiegel der Kunst

Vor diesem Hintergrund haben sich die großen Essener Kulturinstitutionen zu einem interdisziplinären Gemeinschaftsprojekt mit dem Namen „Doppelbildnisse“ zusammengefunden, um eine der faszinierendsten und zugleich umstrittensten Persönlichkeiten des frühen 20. Jahrhunderts mit all ihren Facetten auszuleuchten. Alma Mahler-Werfel prägte die Wiener Moderne und ihre Protagonisten wie kaum eine andere, obwohl sie trotz ihrer starken Persönlichkeit mit ihrem eigenen künstlerischen Schaffen nie wirklich aus dem Schatten ihrer Ehen und Affären – zu denen neben Kokoschka und Gropius auch Alexander Zemlinsky, Gustav Mahler und Franz Werfel gehörten – heraustreten konnte.

Produkt einer obsessiven Liebe: Oskar Kokoschkas „Frau in Blau“
Produkt einer obsessiven Liebe: Oskar Kokoschkas „Frau in Blau“

Mit Konzerten, Symposien, Musik- und Tanztheater in ganz Essen wird das Leben und Wirken Alma Mahler-Werfels kritisch im Spiegel der Moderne reflektiert. So nähert sich das Museum Folkwang der Künstlerin mit der Ausstellung „Frau in Blau“. Ihr kompositorisches Schaffen hingegen steht im Zentrum des Komponistinnenfestivals „her:voice“, das in diesem Jahr in seine zweite Ausgabe geht. Beim großen Sinfoniekonzert in der Essener Philharmonie erklingen Mahler-Werfels „Fünf Lieder“ als Orchesterversion, gesungen von Mezzosopranistin Bettina Ranch. Umrahmt werden sie von einer spätromantischen Sinfonie ihrer französischen Zeitgenossin Charlotte Sohy sowie von Gegenwartskompositionen von Anna Clyne und Kaija Saariaho. Weitere der insgesamt nur sechzehn überlieferten Lieder von Alma Mahler-Werfel kommen im kammermusikalischen „Wiener Salon“ zu Gehör.

concerti-Tipp:

Ausstellung „Frau in Blau“
29.3.-22.6.2025
Museum Folkwang Essen

Komponistinnenfestival „her:voice
20.3.-23.3.2025
Essener Philharmoniker, Bettina Ranch, Missy Mazzoli, B’Rock Vocal Consort u. a.
Essen & Gelsenkrichen

Termine

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