Jennifer Higdon ist eine der erfolgreichsten Komponistinnen unserer Zeit. Zweimal wurde die aus Brooklyn stammende Amerikanerin mit dem Grammy Award ausgezeichnet. 2010 erhielt sie sogar den Pulitzer-Preis für ihr Violinkonzert, das noch im selben Jahr von Geigerin Hilary Hahn aufgenommen wurde. Und natürlich war es auch kein Geringerer als Avi Avital, der Jennifer Higdon um die Komposition eines neuen Mandolinenkonzerts bat, das dann wiederum 2021 in München zur Uraufführung kam. Gemeinsam mit den Essener Philharmonikern wird der weltbekannte Virtuose und Botschafter der Mandoline das Konzert im Rahmen eines amerikanisch-lateinamerikanischen Programms erneut präsentieren.
Was Avi Avital für die Mandoline ist, war wohl Astor Piazzolla für das Bandoneon, das in der von ihm geprägten Gattung des Tango Nuevo die Hauptrolle spielt. Seine „Tangazo – Variations on Buenos Aires“, die den Abend stimmungsvoll eröffnen, berufen sich jedoch mehr auf jazzige Anklänge. Mit Alberto Ginastera, der Piazzolla zeitweise im Kompositionsfach unterrichtete, ist noch ein weiterer Argentinier im Programm vertreten. Dessen Ballett-Suite „Estancia“ – übrigens mit einer Entstehungszeit um 1943 das älteste Werk des Konzerts – bietet ebenso bunte musikalische Bilder wie Leonard Bernsteins achtsätziges Divertimento für großes Sinfonieorchester, das als tänzerische Boston-Hommage den Bogen zurück nach Nordamerika schlägt.