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Interview: Golda Schultz erzählt im #InstaView die Story hinter dem Bild

„So cool werde ich nie wieder aussehen!“

Die Story hinter dem Bild: Im InstaView stellt sich Golda Schultz einer geheimen Auswahl ihrer eigenen Instagram-Postings – und bekommt Gelegenheit zum Kommentar.

vonAndré Sperber,

Auf ihrem Instagram-Profil teilt die südafrikanische Sopranistin Golda Schultz mit tausenden Followern nicht nur ihre künstlerische Leidenschaft, sondern gibt sich zudem nahbar und humorvoll. Bilder von Kindheitserinnerungen, internationalen Opernauftritten und inspirierenden Begegnungen zeigen die Intensität, die ihren Alltag als Sängerin ausmacht.


Oh, das war 2019 in der Met. „Porgy and Bess“, ich sang die Clara. Der Oktober in New York ist kalt und ich war ein bisschen erkältet, deshalb sieht man hier diese LaxVox-Silikonschläuche in den Trinkflaschen. Hinter der Bühne ist immer viel los: Einsingen, Tee, Noten lernen – und überall liegen diese kleinen Plastikdosen mit Wimpern von allen Sängern drin, herrlich absurd! (lacht) Meine Maskenbildnerin Mariana – sie ist inzwischen in Rente – war meine erste an der Met. Und Lexie macht immer meine Haare. Wenn dir jemand Fremdes stundenlang ins Gesicht und in die Haare greift, kann das unangenehm sein. Aber wenn man sein Team gut kennt, fühlt man sich in der Maske fast wie zu Hause. Diese Menschen sind die stillen Stars eines Opernhauses.

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Das ist mein Vater, ich bin vielleicht sechs oder sieben. Wir sind auf einem unserer typischen Sonntagsausflüge. Meine Eltern und ich lebten damals in Mahikeng – nach der Kirche stiegen wir ins Auto, fuhren Richtung Botswana-Grenze und machten an einem kleinen Picknickplatz Halt. Meine Mutter packte Tee, Kaffee und Kekse aus, mein Vater las Zeitung, und ich spielte oder schlief im Auto. Diese Sonne im Winter war herrlich! Der blaue Toyota Corolla im Bild war später sogar mein erstes Auto – ein 1985er-Modell, das meine Eltern mir zum Führerschein schenkten. Dass ich einmal Musikerin werden würde, wusste ich damals übrigens noch nicht. Ich las als Kind sehr viele Bücher, später fing ich mit Geige und Blockflöte an. 

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Das war in Bordeaux – mein erstes Mal als Adina in „L’elisir d’amore“ und überhaupt mein erstes Engagement in Frankreich! Ich sprach kein Wort Französisch und kurz vor Abflug bekam ich auch noch Covid. In Deutschland durfte ich das Haus nicht verlassen, in Frankreich hingegen hieß es nur: „Maske auf und los!“ – ein echter Lernmoment, wie unterschiedlich die Länder auf diese Zeit reagierten. Nach zwei Wochen Quarantäne blieb mir kaum Zeit, die neue Rolle zu lernen. Es war stressig, aber am Ende pure Freude, die Inszenierung war grandios. Und ich durfte Rastafari-Dreadlocks tragen, war total verwandelt und dachte nur: So cool werde ich nie wieder aussehen!

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Das war dieses Jahr bei den Neuschwanstein-Konzerten. Ich durfte dort gemeinsam mit Rolando Villazón, Ludovic Tézier und Omer Meir Wellber auftreten. Die Konzerte waren open-air und es hat die ganzen drei Tage lang durchgeregnet, aber letztendlich war es trotzdem einfach magisch. Mit Stars wie Rolando und Ludovic zu arbeiten, war wunderbar – sie sind nicht nur großartige Künstler, sondern auch ganz normale, herzliche Menschen, die lachen, improvisieren und Fehler mit Humor nehmen. Wir haben uns geschworen: Hauptsache, das Publikum spürt unsere Freude. Und das tat es – Omer sang hier übrigens am lautesten von allen, das hatte keiner von uns erwartet! (lacht)

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Im Mai habe ich zum ersten Mal Mahlers Achte gesungen, in der es auch einen Kinderchor gibt. Diese Kinder waren unglaublich: so professionell, aufmerksam, freundlich. Und nach dem Konzert – ich wollte eigentlich gerade gehen – da hieß es plötzlich: „Frau Schultz, da draußen wartet jemand auf Sie!“ Und da standen sie – alle Kinder vom Chor, mit großen Augen und wollten unbedingt Autogramme von mir haben. So süß! Ich war richtig gerührt und ehrlich gesagt ein bisschen neidisch. Ich wollte als Kind immer in einem Kinderchor singen, aber es hat nie geklappt. Diese Kinder konnten alles auswendig, sangen mit offener Freude und voller Stolz. Sie hatten einfach Musik im Herzen. Das war pure Inspiration.

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