Lieblingsstück Julia Fischer

Schostakowitsch: 7. Sinfonie „Leningrader“

Für Geigerin Julia Fischer ist die 7. Sinfonie von Schostakowitsch ein Monument, das auf vielen Ebenen basiert.

© Uwe Arens

Julia Fischer

Julia Fischer

Julia Fischers Lieblingsstück ist Schostakowitschs 7. Sinfonie „Leningrader“: Für mich ist die siebte Sinfonie ein Monument aus dem 20. Jahrhundert, das vor allem vom 2. Weltkrieg geprägt wurde. Dieses Werk erzählt ein Stück Geschichte und stellt den Faschismus musikalisch dar. Zum ersten Mal habe ich die Sinfonie in einer Aufnahme mit dem Concertgebouw-Orchester ­unter Mariss Jansons gehört, also nicht im Konzertsaal, sondern zu Hause. Ich finde es faszinierend, auf wie vielen Ebenen Schostakowitsch diese Sinfonie geschrieben hat. Es gibt zum einen diese sehr oberflächliche Sichtweise: Invasion, Trauer, Sieg. Aber darunter existieren noch viele weitere Schichten, so wie bei fast allen seinen Werken.

Dadurch hat er vor allem sich selbst geschützt. Vieles durfte er in der Sowjetunion nicht sagen. Die Sinfonie kann zunächst als Lob auf den Kommunismus und auf Stalin gesehen werden. Darunter verbergen sich in Wahrheit aber Kritik, Wut und Verzweiflung. Beispielsweise stammt das Motiv des ersten Satzes aus Franz Lehárs Operette „Die lustige Witwe“, Hitlers Lieblingsstück. Schostakowitsch hat es eingebaut, um die Invasion der Deutschen auf St. Petersburg musikalisch darzustellen. Ähnlich wie bei Ravels „Boléro“ erklingt erst die kleine Trommel, die allmählich lauter wird. Nach und nach spielen immer mehr Musiker mit, sprich: Die Truppen rücken weiter vor. Wenn ich diese Sinfonie höre, habe ich den Eindruck, als würde ich in die Geschichte hineingezogen werden. Und das ist meiner Meinung nach genau die Aufgabe von Musik. Sie soll die Grenze der Zeit überschreiten. Das gelingt Schostakowitsch in dieser Sinfonie unbeschreiblich gut.

Termine

Freitag, 14.04.2023 20:00 Uhr Residenz München

Julia Fischer, Bamberger Symphoniker, Jakub Hrůša

Schachtner: Violinkonzert (UA), Dvořák: Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 „Aus der Neuen Welt“

Sonntag, 16.04.2023 17:00 Uhr Konzerthalle Bamberg

Julia Fischer, Bamberger Symphoniker, Jakub Hrůša

Schachtner: Violinkonzert (UA), Dvořák: Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 „Aus der Neuen Welt“

Dienstag, 25.04.2023 20:00 Uhr Kulturpalast Dresden

Julia Fischer, Sächsische Staatskapelle Dresden, Petr Popelka

Suk: Fantasie g-Moll op. 24, Dvořák: Romanze f-Moll op. 11 & Symphonie Nr. 6 D-Dur op. 60

Donnerstag, 27.04.2023 20:00 Uhr Semperoper Dresden

Julia Fischer, Chiaveri Quartett u. a.

Saglietti: Suite, Verdi: Streichquartett e-Moll, Martinů: Duo Nr. 1, Tschaikowsky: Streichsextett d-Moll op. 70

Dienstag, 16.05.2023 20:00 Uhr Elbphilharmonie Hamburg
Mittwoch, 24.05.2023 20:00 Uhr Historische Stadthalle Wuppertal

Julia Fischer, Jan Lisiecki

Klavier-Festival Ruhr
Samstag, 15.07.2023 18:00 Uhr Heiligen-Geist-Kirche Wismar
Sonntag, 23.07.2023 11:00 Uhr Festspielhaus Baden-Baden

Sonntagsmatinee

Julia Fischer (Violine), Mitglieder der Academy of St Martin in the Fields, Johannes X. Schachtner (Leitung)

Donnerstag, 03.08.2023 20:00 Uhr Kurhaus Wiesbaden

Rezensionen

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