Der geisterhafte Querschnitt eines menschlichen Schädels erscheint auf der Bildfläche. Die Zunge tanzt, das Zäpfchen hüpft. Doch was aus der marionettenhaft klappernden Mundöffnung des MRT-Films kommt, ist schlichtweg zauberhaft – und wird sogleich als die Stimme von Regula Mühlemann vorgestellt. Die Schweizer Sopranistin ist eine von vier Protagonisten in der Schweizer Dokumentation „Der Klang der Stimme“, die ab heute auf DVD und Video-on-Demand erhältlich ist.
Ein Leben für den Klang
Was passiert mit Menschen, wenn sie singen? Macht es sie glücklich? Können sie damit sogar heilen? Diesen Fragen ist Regisseur Bernard Weber auf den Grund gegangen. Dafür hat er vier unterschiedliche Typen porträtiert, die ihr Leben auf ihre jeweils ganz eigene Art dem Klang verschrieben haben.
Neben Regula Mühlemann, die erstaunliche und bisweilen erschreckend tiefe Einblicke in die Freuden aber auch Leiden einer Sängerin gibt, wird Andreas Schaerer vorgestellt, der als Sänger und Komponist abseits hochschulkonformer Normen auf der Suche nach ganz eigenen Ausdrucksformen ist.
Doch nicht nur als Musiker kann man der menschlichen Stimme auf der Spur sein: Der Stimmforscher Matthias Echternach sucht mit wissenschaftlichen Methoden nach dem Zauber der Stimme und erliegt diesem beinahe nach seiner kuriosen Begegnung mit Georgia Brown: Höher als sie singt kein Mensch. 2005 erhielt sie dafür sogar einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Die bodenständige Brasilianerin mit den feuerroten Haaren scheint ihre persönliche Ausdrucksweise bereits gefunden zu haben – was nicht jeder von sich behaupten kann.
Starke Bilder und gewaltige Töne
Wer sich auf die Suche nach der eigenen Stimme begeben möchte, landet womöglich bei Miriam Helle: Ob gestresste TV-Moderatorin oder werdende Mutter – die Stimmtherapeutin hilft mit Klängen, die aus dem Inneren kommen, zu sich selbst zu finden. Schamgefühl und Zurückhaltung sind hier fehl am Platz.
Mit dezentem schweizerischen Charme und humorvollen Untertönen wandelt der eineinhalbstündige Film souverän auf dem schmalen Grat zwischen peinlichen und ergreifenden Momenten. Zurück bleiben starke Bilder und gewaltige Töne, die noch lange nachhallen. Dem aufkommenden Drang, auch seine eigene Stimme neu entdecken zu wollen, sollte ausdrücklich nachgegeben werden!
Sehen Sie hier den Trailer zu „Der Klang der Stimme“:
concerti-Tipp:
Der Klang der Stimme
Regula Mühlemann, Andreas Schaerer, Miriam Helle, Matthias Echternach, Bernard Weber (Regie)
+ Specials: Die Stimme erklärt in 60 Sekunden, Kurzporträts über Regula Mühlemann & Andreas Schaerer
mindjazz pictures
Schweiz, 2018