Der Vorhang ist gefallen, das Publikum applaudiert begeistert, doch Ermonela Jaho ringt mit verklärtem Blick lange nach Atem, ganz so, als ob immer noch die schwindsüchtige Violetta auf der Bühne stünde, die sie bis vor wenigen Minuten in Verdis „La traviata“ verkörpert hat. Asmik Grigorian versprüht als Salome in Richard Strauss’ gleichnamiger Oper blanken Wahnsinn, und Barbara Hannigan scheint in schmerzlicher Trance, wenn sie, begleitet von Pianist Reinbert de Leeuw im letzten Konzert vor dessen Tod, Erik Saties „Socrate“ singt.
Was die drei Sopranistinnen verbindet, ist eine bis ins Extreme gehende Hingabe für eine Rolle: das „heilige Feuer des Gesangs“. Die Dokumentation „Fuoco Sacro“ begibt sich danach auf die Suche, die Sängerinnen lassen dafür seltene Nähe zu: Die Kamera liefert zahlreiche Close-ups während Proben und Aufführungen, begleitet sie am Tag vor einer Premiere, zeigt, wie ihre Garderoben aussehen und was in ihnen in den Sekunden vor einem Auftritt geschieht. Zugleich berichten die Protagonistinnen über persönliche Rituale, sich Partien einzuprägen, und kommentieren eigene Aufnahmen. So entsteht nicht zuletzt auch ein Blick hinter die mentalen Kulissen der Opernsängerinnen.
concerti-Tipp:
„Fuoco Sacro – Suche nach dem heiligen Feuer des Gesangs“
So. 19.6., 23:05 Uhr
Arte