TV-Tipp 9.9.: arte überträgt das „Concerte per Milano“

Russischer Abend in Mailand

Als „wertlos“ und „unspielbar“ wurde Tschaikowskys erstes Klavierkonzert bezeichnet. Doch der Komponist glaubte daran. Genau wie das Orchester der Mailänder Scala, das sich das Meisterwerk für das diesjährige „Concerte per Milano“ ausgesucht hat

© RaiCom

Konzert auf dem Mailaender Domplatz

Konzert auf dem Mailaender Domplatz (Arte)

Jedes Jahr kommen in Mailand bis zu 50.000 Besucher auf den Domplatz zusammen, wenn die Filarmonica della Scala und ihr Chefdirigent Riccardo Chailly zum „Concerte per Milano“ laden. Mit Blick auf den beleuchteten gotischen Dom und die pompöse Galleria können die Mailänder dort regelmäßig ein Open Air-Konzert mit Weltstars erleben. Diesmal lud das Orchester den russischen Pianisten Denis Matsuev ein, der den Solopart in Pjotr Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1 übernahm wodurch der Abend ganz im Zeichen Russlands stand.

Denis Matsuev ist seit 1998 einer der gefragtesten Pianisten weltweit: Mit dem Sieg beim renommierten Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau öffneten sich für ihn alle Türen. Nicht nur in Mailand, auch in Berlin, Moskau, London, New York oder München ist er regelmäßig als Solist zu Gast und spielt mit bekannten Orchestern.

Hans von Bülow gewidmet

Tschaikowskys Klavierkonzert zählt mit seinen charakteristischen Anfangstakten, gefolgt von der wunderschön melancholischen Melodie zu einem Klassiker in der Musikgeschichte. Ursprünglich wollte er das neukomponierte Werk seinem Freund und Förderer Nikolai Rubinstein widmen. Der konnte damit aber überhaupt nichts anfangen. Schlimmer noch: „Mein Konzert sei wertlos, völlig unspielbar. […] Ein oder zwei Seiten vielleicht seien wert, gerettet zu werden; das Übrige müsse vernichtet oder völlig neu komponiert werden“, schrieb Tschaikowsky betrübt seiner Mäzenin Nadeschda von Meck.

Statt sein Klavierkonzert umzuschreiben, schickte Tschaikowsky es in die USA zu Hans von Bülow. Der fand es „hinreißend in jeder Hinsicht“, und so studierte er es mit dem Boston Symphony Orchestra ein und übernahm bei der Uraufführung 1875 höchstpersönlich den Solopart. Kein Wunder, dass Tschaikowsky ihm das Stück letztlich auch widmete. So trat das Klavierkonzert seinen Siegeszug in die Konzertsäle an.

Arte überträgt den Konzertmitschnitt

Grund genug für das Orchester der Mailänder Scala und Riccardo Chailly, ihrem Publikum Tschaikowskys Meisterwerk zu präsentieren. Arte überträgt den Konzertmitschnitt am 9. September um 17.40 Uhr. Bis zum 7. Dezember kann sich jeder die Aufnahme auch online in der Mediathek anschauen.

Denis Matsuev spielt Piotr Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1:

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Concerti-Tipp:

„Concerte per Milano“
So. 9.9.2018, 17.40 Uhr
Arte

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