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Porträt Severin von Eckardstein

In seinem Werkkatalog stapeln sich die Raritäten

Pianist Severin von Eckardstein begrüßt den Tag mit freien Improvisationen.

vonTeresa Pieschacón Raphael,

Heute stammen die Klavierstars meist aus Asien oder Russland. Doch es gab eine Zeit, in der ganze Pianistengenerationen aus Österreich oder Deutschland kamen. Ob Paul Badura-Skoda, Alfred Brendel, Jörg Demus, Friedrich Gulda, Ingrid Haebler, Rudolf Serkin oder Artur Schnabel. Oder Walter Gieseking, Wilhelm Backhaus, Elly Ney und Wilhelm Kempff.  Sie alle prägten mit ihren Interpretationen maßgeblich das 20. Jahrhundert.

Auf den ersten Blick scheint der 45-jährige Severin von Eckardstein aus Düsseldorf, der von der französischen Kritik nun als der „größte deutsche Pianist seit dem legendären Wilhelm Kempff“ bezeichnet wurde, diese Reihe fortzusetzen. Doch es waren eher die Götter der sowjetischen bzw. russischen Klavierschule, die Eckardstein beeinflussten.

Wladimir Horowitz mit seinem direkten Spiel, sagte er in einem Interview, sei sein erstes Vorbild gewesen. Und Jewgenij Kissin, der nur ein paar Jahre älter ist als er. Sowie Krystian Zimerman. Von Kempff aber war weit und breit keine Rede. Das mag auch daran liegen, dass die Ikonen der deutschen Pianistenschule mit ihrem ihrer Zeit geschuldeten, oft pathetischen deutschen Ernst heute fern wirken. Dazu kam: Einige von ihnen waren auf irgendeine Weise mit dem Dritten Reich verbandelt, was nicht heißt, dass sie alle Nazis waren. Der schillernde Horowitz hingegen versprühte noch als alter Herr viel Humor und Charme.

Beethoven bleibt sein Anker

Von Eckardstein selbst ist Spross einer alten Adelsfamilie. Man könnte meinen, dass Tradition verpflichtet. Doch der Morgen beginnt für ihn nicht mit Fugen von Bach. Die ersten Takte des Tages sind bei Eckardstein meist frei improvisiert. Er liebt es zu entdecken. Im Werkkatalog seiner Internetseite stapeln sich die Raritäten. Weberns Variationen op. 27 finden sich neben den „Vertrockneten Embryonen“ von Erik Satie; die symbolistische Kunst Nikolai Medtners neben Musik mit politischer Botschaft, wie etwa die Klaviersonate „27. April 1945“ von Karl Amadeus Hartmann für die Überlebenden von Dachau.

Und doch bleibt Bach Eckardsteins Hafen und Beethoven sein Anker. Die Sehnsucht hingegen gilt den Romantikern. Doch wirklich zu spüren scheint er sich bei Prokofjews Klavierkonzerten. Man sollte Stücke spielen, „mit denen man aus sich herauskommen kann“, sagte er.

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