Startseite » Rezensionen » Universelle Vehemenz

Rezension Peter Eötvös – Tri sestry

Universelle Vehemenz

Tschechows „Drei Schwestern“ besetzt mit drei Countertenören? Das ist eine der individuellen Lesarten in Peter Eötvös‘ Oper „Tri sestry“.

vonEcki Ramón Weber,

Komponist Peter Eötvös hat mit seiner Oper „Tri sestry“ das Deutungsspektrum des Tschechow-Dramas „Drei Schwestern“ extrem ausgeweitet. Sein Kunstgriff: Sämtliche weiblichen Rollen sind mit Männern besetzt – die Partien der drei Protagonistinnen als Paraderollen für Countertenöre. So gerät die Passivität in der bleischweren Langeweile russischer Provinz zum genderübergreifenden Appell, das Leben couragiert in die Hand zu nehmen. Zu diesem Zweck spult die Oper die Geschichte wie in einem Film von Almodóvar oder Tarantino aus unterschiedlichen Perspektiven ab. Der Livemitschnitt der Frankfurter Oper hat brillante Qualität, das Geschehen kommt lebendig rüber. Die kräftigen Farbstriche, die aufgerauten Strukturen, das atmosphärische Gleißen über ostinaten Rhythmen und gestisch wogenden Flächen, das Feuerwerk unterschiedlicher musikalischer Idiome, auch bewusst lukullische Facetten, das alles entfaltet einen spannenden Stimmungszauber, dessen Sog einen packt. Das Geheimnis dahinter: Alle, wirklich alle Beteiligten sind mit Vehemenz und Ambition bei der Sache.

Peter Eötvös © Marco Borggreve/hr
Peter Eötvös © Marco Borggreve/hr

Peter Eötvös: Tri sestry

Ray Chenez (Irina), David DQ Lee (Masha), Dmitry Egorov (Olga) u. a., Frankfurter Opern- und Museumsorchester, Dennis Russell Davies & Nikolai Petersen (Leitung)
Oehms

Auch interessant

Rezensionen

Aktuelle Rezensionen

  • Tag 3
    Der Klingende Adventskalender: 3. Dezember 2025

    Tag 3

    Heute können Sie dank unseres Klingenden Adventskalenders wieder einen tollen Preis gewinnen. Können Sie unser Musikrätsel lösen? Probieren Sie es am besten gleich aus!

Anzeige

Audio der Woche

Stimmungsvolle italienische Weihnachtmusik mit dem grandiosen Chor des Bayerischen Rundfunks

Auf seinem neuen Album präsentiert der Chor Weihnachtsmusik aus Italien. Darunter die „Lauda per la natività del Signore“ von Ottorino Respighi sowie sizilianische Weihnachtslieder in Bearbeitungen von Howard Arman, der auch als Dirigent dieser Aufnahme agiert.

jpc Logo
Amazon Logo
Apple Music Button

Newsletter

Jeden Donnerstag in Ihrem Postfach: frische Klassik!