Roland H. Dippel
Artikel
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Frisch poliert
Dirigentin Marin Alsop befreit Gershwins Musik von der Staubschicht ehrfürchtiger Bedeutsamkeit und schafft mit dem Philadelphia Orchestra eine stilistische Kernschmelze.
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„Du bist bezaubert, krank!“
(Bayreuth, 22.8.2021) Ebenso frech wie anspruchsvoll: Peter P. Pachl verwandelt Siegfried Wagners „Der Friedensengel“ in eine paradiesisch-infernale Oper mit Reizüberflutungsambitionen vom feinsten.
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Russische Korruption
Nationale Klischees mit kabarettistischer Prägnanz: „Boris Goudenow“ bei den Innsbrucker Festwochen ist nicht nur wegen des Wechsels verschiedener Sprachen unverständlich.
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Aberwitzige Aktualitätsbeschleunigung
(Salzburg, 15.08.2021) Luigi Nonos rituelles Massentheater „Intolleranza 1960“ gelingt unter dem flämischen Performer Jan Lauwers als ein weiteres Salzburger Mysterium.
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Souveräne Tiefenentspanntheit
Das Orkiestra Historyczna begeistert mit enthusiastischen Interpretationen der Sinfonien des polnischen Mozart-Zeitgenossen Jakub Golabek.
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Des (weißen) Pudels Kern
(Salzburg, 29.7.2021) Consulting-Agentur Castellucci und Klangarchitekturbüro Currentzis verbünden sich und servieren ein sündteures, aber dünnblütiges Spektakel voller emotionsfreiem Effekt. Mozarts „Oper aller Opern“ bleibt bei dem Konzeptkonstrukt weitgehend auf der Strecke.
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Rank und schlank
Das Isny Opernfestival wirft überflüssigen Klangballast von Bord und konzentriert sich auf das Wesentliche.
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Wiederentdeckung
Die mit Erstaufnahmen aufwartende Einspielung von Stücken für Stimme und Klavier des Auschwitz-Überlebenden Simon Laks ist eine Enzyklopädie von Lied und Chanson, Gassenhauer und Ballade, gesungen von Ania Vegry.
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Nach der Liebe ist immer vor der Liebe
(Leipzig, 9.7.2021) Intendant Ulf Schirmer beschert seinem Haus die erste Uraufführung im Großen Haus nach 21 Jahren: Mit Gerd Kühr hat er einen Komponisten in der Henze-Nachfolge verpflichtet, der eine Hymne an das einstige West-Berlin voller sensitiver Steigerungen geschrieben hat.
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Gestaltende Lebendigkeit
Die Kombination dreier unterschiedlicher Werke des Könners Wolf-Ferrari geht voll auf. Violinist Alban Beikircher scheint dabei den feingeistigen Fluss des noblen Komponisten zu lieben und zeigt die nötige Detailbesessenheit.
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Kühle Leidenschaft
Das Album widmet sich den bösen Untaten in Werken von Monteverdi, Händel, Monari uns Scarlatti. Sopranistin Kate Lindsey gestaltet satte und fahle Farben aus prachtvoll gesetzten Tönen.
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Literaturoper über Cashflows und Prostitution
(Halle/Saale 30.6.2021) Michael von zur Mühlen und sein Team wuchten mit der Uraufführung von Sara Glojnarićs „Im Stein“ den Begriff des realistischen Theaters aus den Grenzen physischer Gesetzmäßigkeiten heraus.
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Meilenstein
Kirill Petrenko und das Bayerische Staatsorchester bringen Mahlers Siebte mit bronzener Schönheit und einem unverwechselbar rhapsodischen wie transparenten Musizierverständnis zum Leuchten.
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Bordell der Gedankenzwänge
(Hof, 19.6.2021) Das oberfränkische Mehrspartenhaus zaubert aus Kafkas dunkel drohendem Romantext packendes Theater.
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Ein Abgesang auf die Ausgelassenheit
(Chemnitz, 11.6.2021) Ein Platz in den Theaterchroniken ist Florian Staneks dualistischem Handlungskonstrukt und Sebastian Brandmeirs an Operettenschmus, Bach und Schubert inspirierten Klängen sicher.
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Und ewig lockt die Wolfsschlucht
Vor 200 Jahren erlebte Carl Maria von Webers „Der Freischütz“ seine Uraufführung. Zahlreiche Regisseure und Dirigenten suchen seither nach neuen Lesarten der Oper.
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Turbulenter Western
Mit Melody Moore in der Titelpartie macht Lawrence Foster aus Puccinis Western-Oper einen Strom, dessen Turbulenzen er in die Tiefe und dessen Treibgut er trickreich unter die Wassermassen verbannt.
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Eskapistisch
Bariton Matthias Goerne und Pianist Seong-Jin Cho verwandeln Lieder von Wagner, R. Strauss und Pfitzner in einen vollkommenen „Traum durch die Dämmerung“.
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„Wir dürfen die Stigmatisierungen, Leiden und Verluste nicht ausklammern“
Opernregisseur Christian von Götz über die Uraufführung seiner musikalischen Farce „Mazeltov, Rachel’e“ an der Oper Köln.
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Viel Feinarbeit
Lange galt „Der Engel von Nisida“ als unwiderruflich verschollen. Mark Elder setzt mit Orchester und Chor viel Detailliebe für die Instrumentation ein, während die Solisten mitunter etwas übervorsichtig agieren.
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Topmodel mit Selbstzweifeln
(Salzburg, 23.5.2021) Koloraturenkönigin Cecilia Bartoli, Regisseur Robert Carsen und Maestro Gianluca Capuano verwandeln Händels römisches Oratorium in hoch modernes Musiktheater.