Spannende Stoßrichtungen bekommt die Auseinandersetzung mit Mozarts frühen Opern neben Expertisen in Alter Musik durch Souveräne des Rossini-Gesangs. Deshalb spielt hier dank Michael Spyres die Titelfigur nicht hinter den Primadonnen-, Kastraten- und Intriganten-Partien, sondern in der allerersten Reihe. Endlich erhalten die Tenor-Szenen eine Wertigkeit, welche sie bei der Besetzung mit sanften Stimmen kaum erlangen können. Les Musiciens du Louvre haben einen weichen Mozart-Klang, von dem man sich Ende des 20. Jahrhunderts auf breiter Front verabschiedete. Insgesamt besticht die Aufnahme durch einen sensiblen Drive für das fast dreistündige Stück. Elsa Dreisig und Sabine Devieilhe zeigen, dass Mozart 1774 schon auf dem besten Weg zu den Charakteren seiner späteren Opern war. Und Marc Minkowski bringt zum Ausdruck, dass Mozart sich gegen Konkurrenten wie Salieri und den Londoner Bach rüstete.
Mozart: Mitridate Re di Ponto
Michael Spyres, Julie Fuchs, Sabine Devieilhe, Elsa Dreisig, Paul-Antoine Benos-Dijan, Cyrille Dubois, Adriana Bignagni Lesca, Les Musiciens du Louvre, Marc Minkowski (Leitung)
Erato