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Festival Alte Musik Knechtsteden

Wo sich die A57 von ihrer schönsten Seite zeigt

Im September kommen Freunde der Alten Musik im Kloster Knechtsteden auf ihre Kosten

vonChristian Lahneck,

Ortskundige könnten auf die Frage kommen: Was soll hier bittesehr schön sein? Wer die A57 von Köln in Richtung Neuss fährt, wer in der Ferne die Wolken der Kraftwerk-Schlote und, unmittelbar neben der Autobahn, den Industriepark eines Chemie-Giganten aufragen sieht, würde an der Ausfahrt Dormagen sicher lieber vorbei- als abfahren. Doch wer’s wagt, der wird belohnt. Schon hinter Delhoven lauert ein erstes Schild: „Kloster Knechtsteden“. Hier, auf dem platten Land zwischen Äckern und Wäldern, befindet sich eine alte Abtei aus dem 12. Jahrhundert, in der Aufführungsgeschichte geschrieben wurde – dank eines Festivals für Alte Musik, das seit seinen Anfängen wesentlich geprägt wird vom Kirchenmusiker und Dirigenten Hermann Max als Spiritus Rector und bedeutenden Vertreter der historisch informierten Aufführungspraxis.

Hermann Max
Hermann Max © Martin Roos

Jedes Jahr im September, wenn die großen Ferien in NRW längst passé sind und die Laubbäume Nachsommer-Färbung tragen, werden das Kloster und inzwischen auch das unweit davon gelegene Kreismuseum Zons zu Pilgerstätten für Klassik-Fans. Bei der ersten Festival-Ausgabe 1992 hieß der Schirmherr noch Johannes Rau, und zu den Gastspiel-Ensembles zählte auch die Musica Antiqua Köln. Das alles ist lange her. Konstanten über die Jahre waren und sind die Rheinische Kantorei und „Das Kleine Konzert“, beides Hermann-Max-Ensemble.

Altes und Neues miteinander verbinden

Wer bislang noch nie die Gelegenheit hatte, sich nach Knechtsteden zu begeben, sollte einmal die verfügbaren CD-Aufnahmen zu Rate ziehen, die seither entstanden sind. Etliche Hochkaräter befinden sich darunter, mit Standardwerken des Repertoires und vor allem mit Entlegenem, mit Entdeckungen: Sei es aus dem Umkreis der Bach-Familie oder Oratorien-Schmöker wie Dittersdorfs „Giob“ oder Hummels „Der Durchzug durchs Rote Meer“. Der Begriff „Alte Musik“ wurde also immer mehr erweitert – vor allem durch Projekte, die Alt und Neu miteinander verbinden: „Es hat in den vergangenen Jahren sehr viel Neue Musik gegeben“, erklärt Hermann Max. „Doch ob Neue oder Alte Musik – so weit liegen diese Welten gar nicht auseinander, denn bewegen und Emotionen ansprechen wollen sie beide.“

Im letzten Jahr etwa, zum 25-jährigen Festival-Jubiläum, standen zwei Werke Telemanns in Beziehung zu drei instrumentalen Solo-Kompositionen von Rebecca Saunders von 2004 bis 2013. Ungewöhnlich. Lohnend. Erfolgreich. Eigentlich wollte Max, der lange ortsnah wohnte, den Terminus von der „Alten Musik“ aus dem Festival-Namen tilgen, doch kluge Köpfen rieten ihm, das zu lassen, weil das Festival unter diesem Titel als „Marke“ inzwischen vielen Menschen, auch außerhalb des Rheinlandes, ein Begriff ist.

Konzert beim Festival Alte Musik Knechtsteden
Festival Alte Musik Knechtsteden © Martin Roos

Martin Luther trifft auf den „Klang Chinas“

In diesem Jahr steht das Festival in Knechtsteden unter dem Motto „Macht Musik“ mit dem inhaltlichen Link von China zu Martin Luther. Als Einstimmung dient die Ausstellung „Secret Sounds – Der Klang Chinas“ mit über sechzig interaktiven Hör- und Informationsboxen und einer Bandbreite von Peking-Oper bis Mandopop, von alten Kultmusiken bis zur Klangkulisse der Millionenmetropolen.

Schon im Eröffnungskonzert wird der Spagat von Abend- und Morgenland aufgegriffen, und zwar mit Musik von Zhou Juan und Zhang Zheng auf der einen sowie Brahms und Mendelssohn auf der anderen Seite. Ein chinesisch geprägter Gluck-Abend, eine Produktion von Purcells „Dido and Aeneas“ und Musik aus dem Umfeld Martin Luthers sind weitere Schwerpunkte, die anzeigen, dass Knechtsteden in seiner Programmatik immer unberechenbar bleiben soll. Es lohnt sich also, die Abfahrt Dormagen mal nicht links liegen zu lassen, sondern einfach zu nehmen …

Die Guzheng wird in Knechtsteden auch zu hören sein:

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Die Festivaldaten im Überblick:

Festival Alte Musik Knechtsteden
Zeitraum: 15. – 23.9.2017
Mitwirkende: Ragna Schirmer, Collegium 1704, Cölner Barockorchester, Franz Vitzthum, VOX WERDENSIS u.a.
Ort: Dormagen

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