Das Stillleben ist eine traditionelle Gattung der barocken Malerei, die unbelebte Gegenstände, darunter Speisen, Bücher oder Instrumente, kunstvoll in Szene setzt. Von dieser Ästhetik hat sich nun das Meininger Alte Musik-Festival „Güldener Herbst“ inspirieren lassen. Es widmet sich auf kulinarische wie vielschichtig geistreiche Weise der Kunst des Genießens – von Kaffee und Tee über Tabak bis hin zu fernöstlichen Chinoiserien. Die Liebe ist in der Antike eine fast archaische Form des Genusses. Zu den berühmten Liebespaaren zählt Dido und Aeneas, deren schicksalhafte Begegnung Domenico Sarro in seiner Oper „Didone abbandonata“ vertonte. Anders als in Purcells gleichnamigem Werk sind es jedoch nicht Hexen und Zauberer, die das Unglück heraufbeschwören, sondern Eifersucht und Verrat.
Dem unbedachten Genuss gaben sich schließlich auch Adam und Eva hin. Ihre Verkostung vom Baum der Erkenntnis blieb nicht folgenlos, wovon auch Francesco Bartolomeo Contis Oratorium „La Colpa Originale“ berichtet. Dorothee Oberlinger und ihr Ensemble 1700 bringen dieses barocke, seit 280 Jahren nicht mehr aufgeführte Kleinod als krönenden Abschluss auf die Bühne.