Lieblingsstück Dorothee Oberlinger

Luciano Berio: Gesti

Die Unabhängigkeit im Kontrapunkt von Fingern, Atem und Stimme zu erreichen, macht Berios Werk „Gesti“ für Dorothee Oberlinger so spannend.

© Henning Ross

Dorothee Oberlinger

Dorothee Oberlinger

Das Stück ist wirklich eine Grenz­erfahrung – sowohl beim Interpretieren als auch beim Zuhören. Oft kommen Leute nach einem Konzert auf die Bühne und wollen die Noten sehen, weil sie sich gar nicht vorstellen können, dass diese Musik irgendwie aufgeschrieben ist. Luciano Berio hat das Werk 1966 während seiner Zeit in Amerika für Frans Brüggen komponiert, und ich glaube, Berio wollte ihn damit ein bisschen in den Wahnsinn treiben. Mir selbst ist das Stück zum ersten Mal während meines Studiums begegnet. Bei meinen ersten Performances war ich immer unglaublich konzentriert, um wirklich alles genau umzusetzen, was da in den Noten steht. Heute kann ich mir selbst mehr zuhören, viel mehr davon wahrnehmen und diese gewisse Unschärfe, die das Werk ausmacht, genießen. Es ist aber immer auch sehr von der Tagesform abhängig, weil man wahnsinnig viel Power und Körperspannung braucht.

Jetzt beißen sich meine eigenen Studierenden die Zähne daran aus. „Gesti“ ist ein Stück, an dem man wächst und aus dem man sehr viel für sich mitnimmt. Man muss sich beim Spielen intensiv mit sich selbst und mit dem Instrument auseinandersetzen. Es ist die Herausforderung, in jeder Hinsicht in die absoluten Extreme zu gehen, und man muss eine Unabhängigkeit im Kontrapunkt von Fingern, Atem und Stimme erreichen, was man als Melodie­instrumentenspielerin sonst kaum erlebt, vor allem nicht in der Alten Musik – dort feilt man an ­anderen Parametern. Aber genau dieses Erleben macht das Werk für mich so faszinierend.

Termine

Sonntag, 01.10.2023 19:00 Uhr Landesmuseum Stuttgart

Dorothee Oberlinger, Nils Mönkemeyer

Werke von Hildegard von Bingen, Telemann & Berio

Dienstag, 14.11.2023 20:00 Uhr Alte Oper Frankfurt

Dorothee Oberlinger, Edin Karamazov

J. S. Bach: Cellosuite Nr. 1 BWV 1007, Sonate g-Moll BWV 1034, Sonate F-Dur BWV 1035 & Solo pour la flûte traversière c-Moll BWV 1013, Marcello/J. S. Bach: Concerto d-Moll BWV 974

Samstag, 18.11.2023 15:00 Uhr Staatsoper Unter den Linden Berlin
Freitag, 01.12.2023 19:30 Uhr Rokokotheater Schwetzingen

Keiser: Nebucadnezar

Winter in Schwetzingen
Sonntag, 03.12.2023 15:00 Uhr Rokokotheater Schwetzingen

Keiser: Nebucadnezar

Winter in Schwetzingen
Dienstag, 05.12.2023 19:30 Uhr Rokokotheater Schwetzingen

Keiser: Nebucadnezar

Winter in Schwetzingen
Donnerstag, 07.12.2023 19:30 Uhr Rokokotheater Schwetzingen

Keiser: Nebucadnezar

Winter in Schwetzingen
Samstag, 16.12.2023 19:30 Uhr Rokokotheater Schwetzingen

Keiser: Nebucadnezar

Winter in Schwetzingen
Montag, 18.12.2023 19:30 Uhr Rokokotheater Schwetzingen

Keiser: Nebucadnezar

Winter in Schwetzingen
Montag, 25.12.2023 18:00 Uhr Kölner Philharmonie

Dorothee Oberlinger, Dorothee Mields, Elisabeth Wirth, Li Piffari e le Muse, …

Werke von Corelli, Lewald, Marcello, Scarlatti, Langa, Guido, Vivaldi, Liguori & Pez

Rezensionen

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Mit ihrem Ensemble 1700, dem Vocal Consort Berlin und bezaubernden Solisten lässt Dorothee Oberlinger Telemanns früheste Oper auferstehen. weiter

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