Als einen Aufruf zur Gleichberechtigung verstehen Moshe Leiser und Patrice Caurier die Handlung von Rossinis „L’italiana in Algeri“. Und wenn es darum geht, eine Frauenfigur wie die der Isabella zu besetzen, die vor Energie, Scharfsinn und Humor nur so übersprudelt, dann ist Cecilia Bartoli natürlich die erste Wahl. Die Italienerin brennt für Rossinis Musik und hat 2018 bei den Salzburger Pfingstfestspielen in einer weiteren der 39 Opern des Belcanto-Genies debütiert. Schon seit 2012 leitet Cecilia Bartoli die Pfingstfestspiele und kann dort unter idealen Bedingungen arbeiten. Kein Wunder also, dass sie am 18. Mai die Kritiker und das Publikum im Haus für Mozart begeisterte.
Ein Tyrann hegt romantische Gefühle
An ihrer Seite glänzte der russische Bass Ildar Abdrazakov als Mustafà, der für die Partie auf eine Bühnenerfahrung von knapp zwanzig Jahren zurückblicken kann und sie in Opernhäusern rund um die Welt gab. Die Figur des Mustafà, Bey von Algier, ist seiner Frau überdrüssig und möchte lieber etwas mit einer feurigen Italienerin anfangen. Da kommt es gelegen, dass eine solche mit ihrem Schiff vor der Küste seines Landes strandet. Isabella ist aber auf der Suche nach ihrem Geliebten Lindoro, der gefangen genommen wurde und ein Sklave Mustafàs ist. Ein zwischenmenschliches Chaos, das Rossini zur Höchstform auflaufen ließ.
Der Tenor Edgardo Rocha als Lindoro und die Sopranistin Rebeca Olvera als gegen die Überdrüssigkeit ihres Mannes kämpfende Elvira runden die Traumbesetzung ab. Gemeinsam brillieren die Künstler in einer schrillen Inszenierung, die von Anfang an alle Afrika-Klischees bedient und Isabella auf einem Kamel einreiten lässt. Bey Mustafà im lässigen Morgenmantel und mit seinem Hang zur Tyrannei, der aber als hoffnungsloser Romantiker echten Liebesgefühlen nachhängt, ist so maßlos überzeichnet, dass es eine Freude ist.
„L’italiana in Algeri“ beschert ein unvergessliches Erlebnis
Die Salzburger „L’italiana in Algeri“ ist ein Höhepunkt der zahllosen Produktionen, die 2018 anlässlich von Rossinis 150. Todestag umgesetzt wurden. Nichts Geringeres als ein Rollendebüt kam für Cecilia Bartoli in Frage, um dieses Jubiläum zu würdigen. Damit mehrt sie nicht nur den Ruhm ihres Lieblingskomponisten, des „Schwans von Pesaro“, sondern beschert zugleich allen Opernfans ein unvergessliches Erlebnis.
Sehen Sie hier Cecilia Bartoli und die Regisseure im Gespräch über „L’italiana in Algeri“:
concerti-Tipp
Rossini: L’italiana in Algeri
So. 25.11.2018, 23:00 Uhr
arte