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Multimedia-Tipp 19.10.: Eröffnungskonzert Donaueschinger Musiktage 2018

Orchester in der Filterblase

Beim Eröffnungskonzert der Donaueschinger Musiktage präsentieren Orchester und Vokalensemble des SWR zusammen mit dem Pariser Forschungsinstitut für akustische Musik (IRCAM) vier Uraufführungen, die sich mit dem Orchester als komplexes soziales Gefüge befassen.

vonJulia Hellmig,

„Brigach und Breg bringen die Donau zuweg“, heißt ein Merkspruch aus dem Erdkundeunterricht. An jedem dritten Oktoberwochenende jedoch sprudelt dort, wo die Quelle des Donaubachs entspringt, eine weitere Quelle. Dann nämlich finden die Donaueschinger Musiktage statt, bei denen die musikalische Avantgarde im Mittelpunkt steht und sich das beschauliche Donaustädtchen in das Mekka der Neuen Musik verwandelt. Hier werden Grenzen ausgelotet und Experimente gemacht. Hier können sich die Besucher in vielen Konzerten, Performances und Installationen überraschen und verstören lassen, um dann bei einem entspannten Spaziergang entlang der Brigach wieder ihre Gedanken zu ordnen.

Das 1921 gegründete Neue-Musik-Festival ist das älteste und eines der bedeutendsten seiner Art. Vor allem Paul Hindemith wurde zu einer prägenden Figur. Einen internationalen Ruf bekam das Festival in den Zeiten der Nachkriegsavantgarde, als Komponisten wie Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen oder Luigi Nono hier skandalumwitterte Uraufführungen präsentierten. Auch heute noch gehen von Donaueschingen Impulse für alle Spielarten aktueller Musik und Klangkunst aus. Seit 1950 prägt das SWR Symphonieorchester das Festival – und hat Musikgeschichte geschrieben. Denn fast alles erklingt hier zum allerersten Mal.

Vier Uraufführungen

Malin Bång
Malin Bång © Peter-Cederling/SWR

Das gilt auch für das Eröffnungskonzert: Vier Uraufführungen von Ivan Fedele, Malin Bång, Isabel Mundry und Marco Stroppa stehen auf dem Programm. In ihrem neuen Stück untersucht die 1974 in Göteborg geborene Komponistin Malin Bång das labile Gleichgewicht eines Orchesters und geht der Frage nach, wie einige Wenige die Meinung einer Mehrheit beeinflussen und manipulieren können.

„In diesem Jahr spielen zum Beispiel Roboter und die Medienarchäologie eine Rolle, Filterblasen und öffentliche Gewalt“, erklärt Björn Gottstein, Künstlerischer Leiter der Donaueschinger Musiktage. Der Redakteur für Neue Musik beim SWR musste sein Amt früher als geplant antreten, als sein Vorgänger Armin Köhler, der das Festival seit 1992 geleitet hatte, 2014 verstarb. Köhler hatte den jeweiligen Ausgaben Themen gegeben und die Donaueschinger Musiktage einem breiteren Publikum geöffnet – nicht zuletzt durch spannende Ideen wie etwa die Klanginstallationen, die in die Stadt hinausstrahlen.

concerti-Tipp:

Fr. 19.10.2018, 20:03 Uhr
Donauhallen (Mozart Saal)
Live auf SWR2 & SWRClassic.de

Michele Marelli (Bassetthorn), IRCAM, SWR Vokalensemble, SWR Symphonieorchester, Florian Helgath & Pascal Rophé (Leitung)

Ivan Fedele: Air on air für Bassetthorn und Orchester (UA/Kompositionsauftrag des SWR und der Fondazione Orchestra Regionale Toscana)
Malin Bång: splinters of ebullient rebellion für Orchester (UA/Kompositionsauftrag des SWR und des Royal Stockholm Philharmonic Orchestra in Kooperation mit EMS)
Isabel Mundry: Mouhanad für Chor (UA/Kompositionsauftrag des SWR)
Marco Stroppa: Come Play With Me für Elektronik und Orchester (UA/Kompositionsauftrag des SWR, des Orchestre de Paris und von Françoise und Jean Philippe Billarant)

Termine

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