Sein Streichquintett widmete Anton Bruckner 1884 Herzog Emanuel Max von Bayern, wenig später sprach er seine siebte Sinfonie dem bayerischen König Ludwig II. zu, Nummer acht ging an Österreichs Kaiser Franz Joseph I., seine Neunte widmete Bruckner, so kolportiert man es, dem lieben Gott (schriftlich wurde diese Widmung nie fixiert). Damit ist die schöpferische Klimax perfekt – fast. In beinahe alle seine Partituren notierte der Komponist den Kürzelwust „O. M. A. D. G.“ („Omnia ad maiorem Dei gloriam“, „Alles zur größeren Ehre Gottes“). Dass der Superlativ aller Widmungen in so herzloser Routine von der Hand des gottesfürchtigen Sinfonikers ging: eine Ironie der Musikgeschichte.
Richtig interessant wird’s aber erst beim „Te Deum“. Ihm entzog er jedwede Widmung. Ein ungeliebtes Kind? Im Gegenteil: Zeit seines Lebens betrachtete Bruckner das zwanzigminütige Werk als sein gelungenstes. „Wenn mich der liebe Gott einst zu sich ruft und fragt: ,Wo hast du die Talente, die ich dir gegeben habe?‘, dann halte ich ihm die Notenrolle mit meinem ,Te Deum‘ hin, und er wird mir ein gnädiger Richter sein“, soll Bruckner einst gesagt haben. Der Worte und Widmungen bedarf die als WAB 45 katalogisierte Komposition nicht. Nicht eine Änderung nahm Bruckner, der als einer der revisionsfreudigsten Komponisten berüchtigt ist, an dem Chorwerk vor. Auch in der Musikwelt gehört die Komposition bis heute zu jenen wenigen Schöpfungen, die gänzlich unumstritten sind. Selbst der Übervater aller Kritiker Eduard Hanslick, der seine Unkenrufe so gerne gegen Bruckner und seine Werke feuerte, konnte dem „Te Deum“ nichts Negatives abgewinnen.
Mit einem exquisiten Solistenensemble wird der SWR mit seine Klangkörpern und mit Unterstüztung vom WDR-Chor dieses Werk zu Gehör bringen. Danach wird noch die Sechste erklingen. Sie schrieb Bruckner parallel zum „Te Deum“, so dass dieser Konzertabend nur wenige Lebensjahre des Komponisten umspannt. Pablo Heras-Casado als Dirigent wird mit denselben Klangkörpern im März ein weiteres Bruckner-Programm bestreiten, dann mit der dritten Messe in f-Moll. Bruckner überarbeitete sie viermal und widmete sie Anton Ritter von Imhof-Geißlinghof.