Schon seit über einem halben Jahrhundert ist Christoph Eschenbach auf den großen Bühnen der Welt zu erleben. Zunächst als Pianist, später als Dirigent, gefördert von den ganz Großen der Szene wie Herbert von Karajan oder George Szell. Kian Soltani hingegen ist mit Mitte zwanzig noch weit entfernt von der jahrzehntelangen Bühnenerfahrung Eschenbachs. Dennoch hat sich der in Bregenz als Sohn einer persischen Musikerfamilie geborene Cellist bereits jetzt schon als ernst zu nehmender Künstler etabliert. Mit 19 Jahren gab er sein Debüt im Wiener Musikverein und holte 2013 den ersten Preis bei der International Paulo Cello Competition in Helsinki. Es folgten zahlreiche Preise bei weiteren Cellowettbewerben sowie ein Plattenvertrag bei der Deutschen Grammophon.
Eschenbach und Soltani gemeinsam auf der Bühne
Das SWR Symphonieorchester bringt diese beiden Künstler nun zusammen. Doch das Konzert aus der Stuttgarter Liederhalle besticht nicht allein durch das Generationentreffen von Dirigent und Cellist, sondern es fördert auch Gegensätze und Spannungen in der Musik zutage. So gibt es bei Bartóks „Konzert für Orchester“ keine Solisten, obwohl sich die instrumentalen Gruppen immer wieder solistisch zu Wort melden. Es ist sein Meisterwerk, in dem Bartók die unterschiedlichsten kompositorischen Einflüsse zu einem Ganzen verschmelzen lässt.
Schumanns Cellokonzert hingegen ist von der inneren Zerrissenheit seines Schöpfers geprägt. Im Herbst 1850 ist der Komponist wieder einmal in Hochstimmung. Er zieht mit seiner Frau Clara und seinen sechs Kindern von Dresden ins Rheinland um und wird dort herzlich empfangen. Wie im Rausch komponierte er das Konzert in nur knapp zwei Wochen. Doch als Schumann das Stück aufführen will, verweigert sich der Widmungsträger, Cellist Emil Bockemühl. Er fand das Konzert zu wenig melodiös und forderte einen neuen dritten Satz. Später wurde das Stück gar als Ausdruck von Schumanns geistiger Verwirrtheit beschrieben.
Dvořáks „Karneval“ steht im Mittelpunkt eines dreiteiligen Zyklus mit dem Titel „Natur, Leben und Liebe“, der drei elementare Aspekte des menschlichen Daseins darstellt. Es ist ein atemloses Wirbeln, vorangetrieben durch das ausgedehnte Schlagwerk, das nur durch ein kurzes melodisches Zitat aus dem ersten Teil „In der Natur“ unterbrochen wird, das zum Einhalten und zur Reflexion über die eigene Vergänglichkeit mahnt.
Christoph Eschenbach als Pianist – Schumanns „Träumerei“:
concerti-Tipp:
SWR2 Abendkonzert
Fr. 18.5., 20:03 Uhr Radio-Übertragung auf SWR2 oder im Live-Videostream
Kian Soltani (Violoncello), SWR Symphonieorchester, Christoph Eschenbach (Leitung)
Dvořák: Karneval op. 92, Schumann: Cellokonzert a-Moll op. 129, Bartók: Konzert für Orchester Sz 116