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Porträt Ruth Reinhardt

In unbekannte Sphären vorstoßen

Dirigentin Ruth Reinhardt bietet zeitgenössischen Komponistinnen ein Forum.

vonFrank Armbruster,

Lange Zeit waren sie rar – nun scheinen Dirigentinnen geradezu aus dem Boden zu schießen, und Ruth Reinhardt ist eine der jungen, hochbegabten Frauen, die sich anschicken, die jahrhundertelange Pultdominanz der Männer zu beenden. Dabei kam die gebürtige Saarbrückerin eigentlich durch Zufall zum Dirigieren. Sie war als Oboistin – ihr zweites Instrument neben der Violine – mit ihrem Jugendorchester in Frankreich, als der Dirigent fragte, ob mal jemand Lust hätte zu dirigieren. Die damals 16-Jährige hob die Hand, trat ans Pult, nahm den Taktstock. Und nach kurzer Zeit wusste sie: „Ich will Dirigentin werden!“

Und so kam es. Nach dem Abitur ging Ruth Reinhardt zum Studium erst nach Zürich, dann nach Leipzig und hatte hernach das Glück – und Talent – als Stipendiatin für ein Masterstudium an die berühmte Juilliard School nach New York wechseln zu können. Ihren Master machte sie schließlich bei Alan Gilbert, bis 2017 Chefdirigent der New Yorker Philharmoniker und heute des NDR Elbphilharmonie Orchesters, dessen „respektvolle Art und Sinn für Rhythmik“ sie bewundert.

Bis heute hat Ruth Reinhardt regelmäßig Engagements in den USA, wo sie nach dem Studium auch ihre ersten Erfahrungen als Dirigentin großer Orchester sammeln konnte. Sie war Assistentin in Dallas und Seattle, seit 2018 hat sie zahlreiche amerikanische Orchester geleitet, darunter so legendäre Klangkörper wie die Philharmoniker aus New York, San Francisco oder Cleveland. Aber auch in Europa ist Ruth Reinhardt zunehmend gefragt, klangvolle Namen wie das Gewandhaus Orchester Leipzig oder das WDR Symphonieorchester Köln sind nur einige ihrer Adressen.

Neben ihrer Kompetenz als Orchesterleiterin könnte auch ihr Bemühen um Erweiterung des Repertoires zu Reinhardts steigender Prominenz beitragen. Zwar dirigiert sie auch gern Brahms und Dvořák. Aber sie setzt sich auch für die Werke weniger bekannter, gerne weiblicher Komponisten ein – wie beispielsweise der Finnin Lotta Wennäkosk, deren „Om fotspår och ljus“ („Über Fußspuren und Licht“) sie unlängst mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin aufgeführt hat, neben der Uraufführung eines Klavierkonzerts von Mason Bates. Der Solist war kein Geringerer als Daniil Trifonov.

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