Rezension Barbara Hannigan – La Passione
Kristallines Klanguniversum
Ein beeindruckender Wurf: Barbara Hannigan überzeugt als Sängerin und Dirigentin mit Werken von Haydn, Nono und Grisey.
Sogar im Skandieren und Seufzen klingt jede Artikulation von Barbara Hannigan wie gesungen, bis zum leisesten und dabei tragfähigen Zischen. Profunde Authentizität macht ihre großen Worte im Booklet dieses Albums, auf dem sie als Sängerin und Dirigentin Führungsaufgaben verschweißt, glaubhaft. Packend gerät die Haydn-Sinfonie, welche zwischen zwei Werken des 20. Jahrhunderts aus der Zeit fällt und gar nicht mehr einer bestimmten Epoche, schon gar nicht der Wiener Klassik, anzugehören scheint. Seismografisch präzisierte Emotion ist der Zyklus des viel zu früh verstorbenen Gérard Grisey, der im akustischen Erkenntnisdrang nie den metaphysischen Sinn von Musik vergessen hat. Einige seiner fünf Lieder beginnen mit fast unhörbarem Reiben, jedes öffnet sich mit Hannigans schlankem und immer vollem Sopran zu einem eigenen kristallinen Klanguniversum. Ein beeindruckender Wurf – bezwingend „uncool“.
La Passione
Nono: Djamila Boupacha
Haydn: Sinfonie Nr. 49 f-Moll „La Passione“
Grisey: 4 Chants pour Franchir le Seuil
Barbara Hannigan (Sopran & Leitung), Orchestra Ludwig
Alpha
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