Es war ein denkwürdiges Ereignis, als das Stuttgarter Kammerorchester (SKO) 1949 als erstes deutsches Ensemble nach zwei Weltkriegen von der ehemaligen Gegnermacht nach Paris eingeladen wurde. Beim „Festival Jean Sébastien Bach“ entfachte das SKO mit Johann Sebastian Bachs ersten drei „Brandenburgischen Konzerten“ und dem Konzert für zwei Violinen einen solchen Begeisterungssturm, dass es sofort für vierzig weitere Konzerte in Frankreich, Spanien und Südamerika verpflichtet wurde. Mit seinem schlanken, homogenen, spielfreudigen Klang warf das Orchester das falsche Pathos des NS-Regimes über Bord und leistete einen bedeutenden Beitrag zur internationalen Völkerverständigung.
Keine Grenzen legt sich das versierte Ensemble hinsichtlich seines Repertoires auf, das von Barockmusik bis zur Uraufführung von Auftragswerken reicht. Auch die Grenzen zum Jazz und zur elektronischen Musik überschreiten die Stuttgarter regelmäßig. 80 Jahre nach seiner Gründung durch Karl Münchinger, der das Orchester bis 1987 leitete, feiern das SKO und Chefdirigent Thomas Zehetmair Geburtstag mit dem Programm von Paris im Jahr 1949.