Als Residenzkünstlerin der Saison 2025/26 präsentiert das hr-Sinfonieorchester die koreanische Komponistin Unsuk Chin in drei Konzerten. Einen fixierten Personalstil hat die musikalische Kosmopolitin nie angestrebt – umso reizvoller ist es, die 2024 mit dem Ernst-von-Siemens-Preis ausgezeichnete Künstlerin neu zu entdecken, etwa mit der deutschen Erstaufführung von „Alaraph“, in dem Unsuk Chin ihre Vorliebe für opulentes Schlagwerk entfaltet und einer Musik Form gibt, der sie selbst „beachtliche Energie und physische Präsenz“ zuschreibt. Ungewöhnlich für Chins Schaffen ist zudem, dass in „Alaraph“ auch Anklänge an traditionelle koreanische Klangwelten aufscheinen, insbesondere an die in ihrer Statik eindrucksvolle höfische Ritualmusik. All dies bleibt freilich stark stilisiert und komprimiert.
Das Werk ist nun im ersten von drei Konzerten des hr-Sinfonieorchesters unter Alain Altinoglu zu erleben, das darüber hinaus zwei großartige, denkbar unterschiedliche Kompositionen aufführt: Schostakowitschs elfte Sinfonie „1905“ entfaltet eine erschütternde Geschichtsstunde von packender Expressivität, in der Revolutionsgesänge und Klagegesänge den Petersburger Blutsonntag plastisch vergegenwärtigen. Korngolds Violinkonzert wiederum, getragen vom großen, sängerischen Schmelz, verleiht dem Konzertsaal eine fast schwerelos wirkende Atmosphäre, die geradezu zum hollywoodesken Hinwegträumen einlädt.





