Meine Erlebnisse mit dem Publikum sind natürlich sehr bunt und vielfältig. Dabei ist mir auch der persönliche Kontakt wichtig. Auch wenn es mir manchmal viel abverlangt, nach einem Konzert noch fit für eine Signierstunde zu sein. Denn hier hat sich seit Social Media so viel getan. Früher musste ich nur eine Unterschrift geben – jetzt möchte jeder noch ein Foto, ein Selfie, ein Video für die Freundin und, und, und … Aber es ist natürlich toll, diese Begeisterung zu teilen. Neulich in Rom mussten wir aus Sicherheitsgründen auf den Bürgersteig ausweichen, weil einfach zu viele Leute im Raum waren, die ein Autogramm wollten.
Tritt mit seinem Publikum in Kontakt: Emmanuel Pahud
So oft es mir möglich ist, nehme ich mir daher vor den Konzerten die Zeit, mit meinem Publikum direkt in Kontakt zu treten. Wenn die Flöte im Mittelpunkt steht, ist das Publikum recht jung. Das liegt daran, dass viele Flötenklassen von Hoch- und Musikschulen sich für einen Konzertabend organisieren, manchmal sogar sieben bis achtstündige Busfahrten in Kauf nehmen, um live dabei zu sein. Das ist mir in Spanien, Italien und in der Türkei schon passiert. Es ist etwas Besonderes zu sehen, was für eine Gruppendynamik bei den Kindern und Jugendlichen entsteht. Da gibt es natürlich auch ein obligatorisches Foto-Shooting vor dem Konzert, ich spiele exklusiv etwas vor und gebe Tipps – mehr als eine halbe Stunde ist auf Tourneen leider aber nicht möglich.
Die menschliche Komponente ist mir dennoch wichtig. Ich bekomme dieses Engagement auch sofort zurück. Die Begrüßung im Saal ist dann immer besonders laut, die Stimmung extrem gut. Natürlich sind das Konzerte mit Stücken aus dem Flöten-Repertoire, das diese Menschen auch studieren. Da ist die Aufmerksamkeit hoch. Mir macht das selbst auch noch mal mehr Lust auf das Konzert und es gibt mir noch mal extra Kraft. Hinterher fragen mich die Veranstalter erstaunt: Na, hast du Freunde mitgebracht? Und ich sage: Naja, ich kannte die vorher auch nicht. Und wenn ich sie nicht mit meinem Spiel zum Einschlafen gebracht habe, merkt man die Euphorie auch noch beim Schlussapplaus!
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