Der Konzerttitel kommt auffallend schlicht daher: „Pfingstkonzert“ hat die Kammerakademie Potsdam ihren Auftritt im Nikolaisaal überschrieben. Ein Blick ins Programm zeigt zunächst zwei Standardwerke von Mozart: Die Ouvertüre zu seiner Partnertauschoper „Così fan tutte“ sowie die als Serenade begonnene, dann jedoch in ein weitaus ernsteres Werk umgewandelte „Haffner“-Sinfonie. So weit, so normal. Doch dann wird es reichlich unkonventionell. Was fällt mehr aus dem Rahmen, das Programm oder das erlesene Solistenensemble? Ignaz Moscheles, einer der bekanntesten Pianisten des 19. Jahrhunderts, schrieb zwar hauptsächlich für sein eigenes Instrument, doch mit seinem Konzert für Flöte, Oboe und Orchester ging er gleich zweifach ungewöhnliche Wege.
Repertoireentdeckungen in Potsdam
Solokonzerte gibt es seit Antonio Vivaldi zuhauf, doch jene für zwei oder mehr Instrumente gerieten bald außer Mode und wurden teils – wie vom Wiener Kritikerpapst Eduard Hanslick – kritisch beäugt. Und als Solobesetzung wählt Moscheles nicht wie sonst üblich Klavier oder Violine, sondern gleich zwei in dieser Zeit selten gefragte Holzblasinstrumente. Eine echte Repertoireentdeckung also.
Das gleiche gilt für Franz Danzi, einen Zeitgenossen Mozarts. Sein Werkverzeichnis ist abwechslungsreicher als das von Moscheles, und so finden sich bei ihm neben vielen Solokonzerten auch zwei Doppelkonzerte für Bläser, das eine für Flöte und Klarinette, das andere für Klarinette und Fagott bzw. Englischhorn. Die Brüder Karl und Franz Doppler schließlich, ersterer hauptsächlich Flötist, letzterer hauptsächlich Komponist, schufen gemeinsam eine Fantasie nach Themen aus Verdis „Rigoletto“, die hier in einer Fassung für Flöte, Klarinette, Englischhorn und Orchester zu hören ist.
So viel Holzbläsersolo verlangt nach entsprechenden Interpreten. Und hier konnte die Kammerakademie drei der besten ihres Fachs verpflichten. In ihrem Orchester, den Berliner Philharmonikern, sitzen sie dicht beieinander, doch als Solisten sind sie noch nie gemeinsam aufgetreten: Emmanuel Pahud an der Flöte, Albrecht Mayer an Oboe und Englischhorn sowie der aus einer Klarinettendynastie stammende Andreas Ottensamer. Schon wegen des selten zu hörenden Repertoires sollte dieses Konzert auf Tonträger veröffentlicht werden.