Wenn sich der Michel in goldenes Herbstlicht taucht, verwandelt er sich in eine Bühne für eines der facettenreichsten Festivals Norddeutschlands: die Bach-Wochen an St. Michaelis. Vier Wochen lang erklingen hier Meisterwerke voller Strahlkraft und Intimität – von Bachs großer h-Moll-Messe bis zu Kammermusik in der Krypta.
Das Eröffnungskonzert Ende Oktober erinnert an die Geschichte des Michels. Georg Philipp Telemann komponierte „zur Einweyhung der neuen St.-Michaelis-Kirche“ das Oratorium „Komm wieder, Herr, zu der Menge der Tausenden in Israel“, das nun über 300 Jahre später in den Sakralbau lockt. Concerto Köln interpretiert das Werk gemeinsam mit dem Kammerchor St. Michaelis unter Jörg Endebrock, Hauptkirchenkantor und künstlerischer Leiter, der den Bach-Wochen ihr unverwechselbares Profil gibt. Zu den Höhepunkten zählt außerdem Bachs h-Moll-Messe, diesmal dirigiert Endebrock die Akademie für Alte Musik Berlin und die Kantorei St. Michaelis. Auch als Organist prägt er das Festival: Mit Bachs drittem Teil der „Clavierübung“ bringt er die große Steinmeyer-Orgel zum Leuchten und zeigt, wie sehr der Michel ein Haus der Orgelmusik ist.
Wer die stilleren Momente sucht, findet sie bei den Kryptakonzerten. Das Minguet Quartett spielt Mozart und Brahms, der Cembalist Alexander von Heißen widmet sich Bachs Solowerken, und das Ensemble Polyharmonique gestaltet mit Bachs „Actus tragicus“, Schütz „Musikalischen Exequien“ und Michael Wiedeman „Epitaphium Musicum“ eine bewegende Meditation über Vergänglichkeit. Hille Perl und ihre Tochter Marthe Perl lassen mit ihrem sanften Gambenklang die vier Elemente Klang annehmen. Den Schlusspunkt setzt Brahms’ monumentales „Deutsches Requiem“.






