Biennale für Neue Musik 2021
Die „konkrete Utopie“ im Hörerlebnis aufspüren
Die Metropolregion Rhein-Neckar steht vor der Premiere ihrer Biennale für Neue Musik.
© Vincent Stefan

Ensemble Modern
„Konkrete Utopien“ – niemand konnte vor drei Jahren ahnen, dass diese Überschrift so perfekt das auf den Punkt bringt, was die Kultur in Zeiten von Corona so sehr benötigt. Als sich eine Reihe von Veranstaltern der Metropolregion Rhein-Neckar zusammenschlossen, um die „1. Biennale für Neue Musik“ zu konzipieren, war von Pandemie noch keine Spur. Man suchte ein Thema, „das einen regionalen Bezug zur Metropolregion Rhein-Neckar hat. Den Anfang soll hier Ernst Bloch machen, dessen Nachlass in Ludwigshafen beheimatet ist“, erklärt Dominique Mayr, der Geschäftsführer des KlangForum Heidelberg. Man fand „mit ,Konkrete Utopie‘ zwei Begriffe, die Bloch sehr gerne verwendet hat, sie treffen in der Zusammensetzung perfekt auf den Zustand, den wir in der zeitgenössischen Musik täglich erleben – und gerade jetzt in Coronazeiten noch viel mehr.“
Die Biennale war ursprünglich für Februar geplant und musste auf Ende Juni verschoben werden. Das Programm sieht zwölf Uraufführungen, eine Erstaufführung sowie ein Begleitprogramm aus Vorträgen, Workshops und einem Kompositionswettbewerb vor. „Alle von uns beauftragten Komponistinnen und Komponisten wurden natürlich wie wir während der Arbeit an ihren Werken von Corona überrascht“, sagt der künstlerische Leiter J. Marc Reichow. „Und all ihren Werken wird ihre Entstehungszeit 2020/21 anzuhören sein – nicht nur anhand der wie auch immer ,vertonten‘ Bloch-Texte, sondern auch in manchen Fällen an der Wahl neuer Formen und Strukturen, die Konsequenzen aus dem Zerbrechen der Konzertpraxis und der gesicherten Abläufe ziehen, wie wir sie bisher gekannt haben.“
Vielfalt ist das prägende Merkmal
Das Festival, für das Auftritte so renommierter Ensembles wie der Schola Heidelberg oder des Ensemble Modern vorgesehen sind, soll die Neue-Musik-Kräfte der Rhein-Neckar-Region bündeln. „Die Menschen hier sind offen für die Vielfalt der Musik und gehen auch unkonventionellen Hörerlebnissen interessiert entgegen“, weiß Moritz Klenk von der Gesellschaft für Neue Musik Mannheim. „Neue Musik ist deswegen bei zahlreichen Akteuren der Metropolregion fest verankert.“ Auf den Punkt gebracht: „Vielfalt ist das prägende Merkmal der Metropolregion Rhein-Neckar.“
1. Biennale für Neue Musik der Metropolregion Rhein-Neckar
„Konkrete Utopien“
11.6.–4.7.2021
Ensemble Modern, Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Philharmonisches Orchester Heidelberg u. a.
Heidelberg, Mannheim & Ludwigshafen
Hier gibt es weitere Infos.

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Termine
Nika Gorič, Ensemble Modern, Lucie Leguay
Strahovnik: Q. M., Globokar: Substitution anonyme, Bonin: Tehno, Šenk: Stump the Guesser, Žuraj: Buch der Körper
Take a Stand
Ensemble Modern, Friederike Scheunchen & Julian Pontus Schirmer (Leitung), Max Koch, Sarah Kohm & Rafael Ossami Saidy (Regie)
Saar Berger, Ensemble Modern, Toby Thatcher
Zender: Cabaret Voltaire
Ensemble Modern, IEMA-Ensemble 2023/24, Jonathan Stockhammer
Goldmann: Ensemblekonzert Nr. 3, Lee: Neues Werk (UA), Imai: Neues Werk (UA), Zender: Modelle für variable Besetzung
Ensemble Modern, Stefan Asbury
Ligeti/Abrahamsen/Harman/Schöllhorn: Klavieretüden, Pelzel: Melting Pianotude (UA), Chin: Fantaisie mécanique, Ligeti: Kammerkonzert
Ensemble Modern, Johannes Kalitzke
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