Das Erklingen von Werken auf Instrumenten ihrer Komponisten schlägt auditive und symbolische Brücken in unsere Gegenwart. Deshalb haben Lebensorte von Musikern oft eine besondere Aura. In Leipzig wurde das Geburtshaus von Richard Wagner 1886 abgerissen, und am Ranstädter Steinweg erinnert eine Gedenktafel an Heinrich Marschners dort entstandene Oper „Der Vampyr“. Im Kammermusikfestival con spirito setzen jetzt musikhistorische Stätten, die mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet wurden, in der Leipziger Festspiellandschaft einen außergewöhnlichen Akzent. An diesen Orten und Museen erklingen schon seit vielen Jahren über die Spielzeit verteilte Konzerte und Liederabende, die für das Gewandhaus, die Thomaskirche und die Oper am Augustusplatz zu intim wären. Die Leipziger Notenspur verdichtet das Netzwerk der Musikerstätten mit einem Parcours und Salon-Veranstaltungen.
Das blutjunge Kammermusikfestival con spirito ist die hochkarätige Einladung von dem Leipziger Musikleben verbundenen Spitzenkünstlern, diese Orte in einem kompakten Zeitraum zu besuchen: Alte Nikolaischule, Schumann-Haus, Mendelssohn-Haus, Sommersaal im Bach-Archiv, Grieg-Begegnungsstätte und die Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“, wo das Abschlusskonzert am 19. September als Brücke zur Europäischen Kammermusik Akademie Leipzig 2021 stattfindet.
Für den Cellisten Peter Bruns und Gregor Nowak, Leiter des Schumann-Hauses, wird es zur Herzensangelegenheit, wenn sie neben prominenten Werken Komponisten wie Niels Wilhelm Gade, Carl Reinecke, Ludwig Schuncke und Alban Förster vorstellen. Ein Solitär ist dieses Jahr Daniel Hope. In der Thomaskirche führt der Star-Geiger am 15. September zu Bach und dessen Umfeld, das für Hope bis Erwin Schulhoff, Krzysztof Penderecki und Alfred Schnittke reicht. Auch dieser Auftritt manifestiert die internationale Strahlkraft Leipzigs für die klassische Musik: als Ort der immer über das Hörerleben hinausweisenden Kultur des Bewahrens, Sammelns und Erschließens.