Maximilian Hornung ist das, was man ein Glückskind nennen könnte. Einer, dem sich Träume erfüllen, noch bevor er überhaupt ahnt, dass er sie haben könnte. Zumindest entsteht dieser Eindruck, wenn er von sich erzählt. „Mein Motto war immer: Nimm so viel wie möglich mit, sauge alles auf, der Zufall wird mich schon irgendwohin tragen.“ Dabei kichert er ein ansteckendes Koboldkichern.
Da gab es die Wettbewerbe, zu denen er fuhr, um sie eben mitgemacht zu haben, und von denen er zwar einige nicht gewann, die wichtigen aber doch, wie den Musikwettbewerb der ARD. Da gab es die Kollegen aus dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, die ihn, damals 22 Jahre alt, überredeten, sich doch auf die Stelle des ersten Solo-Cellisten zu bewerben, obwohl er gar nicht so richtig wollte. Hornung fühlte sich zu jung, er traute sich nicht recht und wollte noch das Studium fertig machen. „Na gut“, sagte er schließlich, „verlieren kann man ja nichts.“ Und meldete sich zum Probespiel an.
Jetzt hat Maximilian Hornung eine der exponiertesten Stellen in der deutschen Orchesterwelt, tritt als Solist auf, und seriöse Journalisten bezeichnen ihn als „Frühvollendeten“, einen „Mann der Tiefe“ und „Sänger auf dem Cello“. Er sei ein „ingeniöser Kammermusiker“ und der „spektakulärste Jung-Cellist, den Deutschland seit langem hervorgebracht hat“. Maximilian Hornungs Reaktion auf so viel Lob ist einigermaßen unspektakulär. Er fühlt sich geehrt. Aber er staunt auch. „Dann werde ich mir jetzt Mühe geben, dass das auch so bleibt“, sagt er.
Vielleicht hat Maximilian Hornung nur einmal nichts dem Zufall überlassen. Als er mit 16 die Schule abbrach, damit er seine Zeit nicht mit Rechenformeln, sondern nur noch mit dem Wichtigen verbringen konnte, seinem Cello nämlich. „Da bin ich volles Risiko gefahren.“ Er studierte in Zürich und Berlin und gründete mit zwei Kollegen das Tecchler-Trio.
Jetzt sitzt er zwischen Probe und Konzert irgendwo im Labyrinth der Münchner Residenz, ein großer, schlaksiger Junge, und schließt seinen Spind ab. Darin verstaut er seinen einzigen Konzertanzug – „Ich brauch‘ unbedingt einen neuen!“ – und ausnahmsweise sein Instrument. Ausnahmsweise, weil er bis zum Konzert am Abend nicht mehr nach Hause fährt und in dessen Nähe bleibt. Seitdem Maximilian Hornung sein Cello vor acht Jahren bekommen hat, ist er zwar mal „fremdgegangen“, wie er sagt, aber hat sich nie lange von ihm getrennt. „Es hat Schmelz im Klang, ist dicht, kernig, fokussiert, voll; wie ich mir den perfekten Klang eben vorstelle.“
Die Geschichte vom schönen Zufall wiederholte sich bei Maximilian Hornungs erster CD „Jump!“. Da war es die Plattenfirma, die auf ihn zukam, ihm Vorschläge machte, und Maximilian Hornung brauchte nur auszuwählen, was ihm gefiel, sagt er: Mahler, Skrjabin, Bloch, Debussy, Bach, Webern, Boulanger, Chaplin. Für seine aktuelle CD hat er sich nun ein „Schwergewicht“ der Celloliteratur ausgesucht, an dem sich alle Cellisten messen: das berühmte Konzert von Antonín Dvořák. Und er kann sich mit dieser Aufnahme durchaus messen lassen – auch an den Großen – dieser gerade mal 26-jährige Cellist.