Porträt Pierre-Laurent Aimard
Der Anti-Star
Pierre-Laurent Aimard geht seine eigenen Wege
© Marco Borggreve/DG

Pierre-Laurent Aimard
Er ist einer der besten Pianisten unserer Zeit. Als Ligeti-Spezialist, Boulez-Mitarbeiter und Messiaen- und Kurtág-Schüler der wohl wichtigste Interpret Neuer Musik. Und spätestens seit seiner Zusammenarbeit mit Nikolaus Harnoncourt auch einer der Stars der klassikspielenden Pianisten. Aber das ist es nicht allein, was ihn so interessant macht. Pierre-Laurent Aimard, 1957 in Lyon geboren, ist auch einer der Musiker, die darüber nachdenken, was sie tun. Bei ihm stand die Solistenkarriere (die so oft verbunden ist mit „lächerlicher Arroganz“, wie er sagt) erst an, nachdem er fast 20 Jahre als Hauspianist des Ensemble InterContemporain Kammermusik gespielt hatte. Experimentieren, lernen, seine Persönlichkeit finden müsse man als junger Mensch, sagt er. „Es gibt viele Leute, die sich produzieren, aber wenige, die wirklich etwas zu sagen haben.“ Ohnehin würde den Interpreten heute eine viel zu wichtige Rolle zugesprochen.
Diese Einsicht mag daher rühren, dass kein anderer noch lebender Pianist einen derart privilegierten Zugang zu einigen der größten Musikern seiner Zeit hatte. Mit zwölf begann er seine Studien bei Yvonne Loriod, der zweiten Frau Olivier Messiaens, mit dem er ebenfalls arbeiten durfte. Ein „mit Licht, Poesie und Geist erfüllter Lehrer“, eine Zeit „nah am Paradies“, wie Aimard sagt. Mit 19 holte ihn Pierre Boulez in sein Ensemble, Ligeti nannte ihn den besten Interpreten seiner Klavierwerke, und Harnoncourt wollte nur ihn für seinen Zyklus mit Beethovens Klavierkonzerten.
Dieser Weg machte Aimard zu einem, der in der Musik des 21. Jahrhunderts ebenso zu Hause ist wie im klassischen Repertoire. Einer, der daran glaubt, dass es wichtig ist, verschiedene Stile zu kennen und zu erlernen. Das größte Problem bei der Musikerausbildung bestehe darin, sagt er, dass alle nur lernen, immer dasselbe Repertoire auf immer dieselbe Weise fabelhaft zu spielen. Das kann seinen Studenten, denen er sich an der Kölner Hochschule widmet, nicht passieren. Ein Lehrer, der mehr Musikstile auf dem Klavier beherrscht als er, ist zurzeit nicht zu finden.
Termine
Pierre-Laurent Aimard, Stuttgarter Kammerorchester, Thomas Zehetmair
Mozart: Sinfonien Nr. 1 Es-Dur KV 16, Nr. 41 C-Dur KV 551 „Jupitersinfonie“ & Klavierkonzert Nr. 27 B-Dur KV 595
Pierre-Laurent Aimard, Stuttgarter Kammerorchester, Thomas Zehetmair
Mozart: Klavierkonzert Nr. 27 B-Dur KV 595, Sinfonien Nr. 1 Es-Dur KV 16 & Nr. 41 C-Dur KV 551 „Jupiter“
Pierre-Laurent Aimard, Stuttgarter Kammerorchester, Thomas Zehetmair
Mozart: Klavierkonzert Nr. 27 B-Dur KV 595, Sinfonien Nr. 1 Es-Dur KV 16 & Nr. 41 C-Dur KV 551 „Jupiter“
Jörg Widmann, Pierre-Laurent Aimard
Berg: Vier Stücke op. 5, Kurtág: Jatekok, Schumann: Fantasiestücke op. 73, Widmann: Fantasie für Klarinette solo, Weber: Grand Duo concertant Es-Dur op. 48
Pierre-Laurent Aimard, Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker, Susanna …
Strawinsky: Monumentum pro Gesualdo di Venosa, Sardaryan: The Joy of Blossoming, Ligeti: Kammerkonzert für 13 Instrumentalisten, Poème Symphonique für 100 Metronome, Sechs Bagatellen für Bläserquintett & Klavierkonzert
Ligeti: Klavierkonzert
Ligeti: Etüden
Gesprächskonzert
Yuko Kakuta, Pierre-Laurent Aimard, Horngruppe des Symphonieorchesters des Bayerischen …
Lachenmann: Got Lost & My Melodies (UA)
Pierre-Laurent Aimard, Florian Birsak, Minguet Quartett
Rezensionen
Rezension Pierre-Laurent Aimard & Tamara Stefanovich – Visions
Mystische Aura
Pierre-Laurent Aimard und Tamara Stefanovich beweisen erneut ihre enorme Expertise für die Musik Olivier Messiaens und seiner Zeitgenossen. weiter
Rezension Kent Nagano – Orchesterwerke von Messiaen
Musikalischer Weggefährte
Kent Nagano gehört zu den wichtigsten Messiaen-Interpreten. Gemeinsam mit dem BR-Symphonieorchester und BR-Chor trägt er das Erbe des spirituellen Komponisten in die Zukunft. weiter
CD-Rezension Elliott Carter: Late Works
Von Altersmilde keine Spur
Pierre-Laurent Aimard, Isabelle Faust und Jean-Guihen Queyras machen diese Einspielung mit Elliott Carters Spätwerk zu einer wahren musikalischen Entdeckungsreise weiter