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Rezension Christian Gerhaher – Brahms: Lieder

Federstriche des Zweifels

Christian Gerhaher und Gerold Huber spüren in ihrer dritten Brahms-Einspielung dem „Volkston“ des Romantikers nach.

vonRoland H. Dippel,

Das durch die exzellente Akustik des Reitstadels Neumarkt in der Oberpfalz noch edlere Album ist keine thematische, sondern eine sphärische Anthologie. Christian Gerhaher und Gerold Huber zeigen in ihrer dritten Brahms-Einspielung den Komponisten auf der Suche nach etwas, was es nur als intellektuelle Utopie, aber real nie so gegeben hatte: das Volkslied als Kunstraum neben der faktischen Geschichte und ein als Ahnung aus der eigenen Erinnerungswelt herangezüchtetes Genre. Im derzeitigen künstlerischen Stadium wird Gerhahers Stimme der von Dietrich Fischer-Dieskau ähnlicher, allerdings mit weitaus geschmeidigerer Diktion. Brahms’ Volkslieder sind in Gerhahers Gestaltungskosmos ein unheimlicher Ort, an dem man sich wachsam, wehrhaft und bedachtsam nach vorne bewegt. Diese Weglinie beschreitet Gerhaher mit einer aus langem Ringen gewonnenen Meisterschaft, für die der Klavierpart allenfalls stützt, aber nicht trägt. Einer der besten Liedsänger unserer Zeit erkundet in Brahms neben der Milde unwegsame Gefährdungen. Die beiden Künstler setzen in den melodischen Grundton feinste Federstriche des Zweifels und der Erschütterung von Gewissheiten.

Christian Gerhaher (l.) und Gerold Huber
Christian Gerhaher (l.) und Gerold Huber

Brahms: Lieder und Gesänge op. 32, Regenlied-Zyklus u. a.

Christian Gerhaher (Bariton), Gerold Huber (Klavier)
Sony Classical

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