Drei Nornen sind es, die auf dem Walkürefelsen am Seil des Schicksals spinnen. Die Weltenesche ist inzwischen vertrocknet und Wotan ließ ihr geschlagenes Holz um Walhall schichten. Doch wie geht es weiter? Das wissen noch nicht einmal die Schicksalsgöttinnen. Sie fliehen zu ihrer Mutter Erda. Währenddessen rüstet sich Siegfried zu neuen Heldentaten. Brünnhilde schenkt er zum Abschied den Ring, bevor er mit seinem Schiff den Rhein hinauffährt.
Hinterlistige Täuschung
Im ersten Aufzug gelang unser Held auf seiner Rheinfahrt zur Burg der Gibichungen, wo er überraschend freudig aufgenommen wird. Fürst Gunther soll nämlich auf Hagens Rat hin Brünnhilde freien. Doch die beiden sind sich einig, dass es nur einen gibt, der stark genug ist, um das Feuer zu durchschreiten und Brünnhilde zu bezwingen: Siegfried. Um ihn an sich zu binden, möchte Gunther den Ahnungslosen mit seiner Schwester Gutrune vermählen. Um sie als Braut zu erringen, ist er bereit, für Gunther um Brünnhilde zu freien – allerdings nicht ganz freiwillig: Durch einen Vergessenheitstrank wurde Siegfried jeglicher Erinnerung an Brünnhilde beraubt. Durch den Tarnhelm in Gunther verwandelt, erscheint Siegfried auf dem Walkürefelsen, entreißt Brünnhilde den Ring, den er ihr einst als Liebesbeweis überreicht hatte, und beansprucht sie kurzerhand als Braut.
Enttäuscht und gedemütigt erscheint Brünnhilde im zweiten Aufzug am Arm Gunthers zur Doppelhochzeit. Fassungslos entdeckt sie den Ring an Siegfrieds Hand und beschuldigt ihn folgerichtig des Betrugs und Treuebruchs. Siegfried kann sich aber noch immer an nichts erinnern. Indessen sieht Hagen seine Stunde gekommen und bietet sich Brünnhilde als Diener ihrer fürchterlichen Rache an. Daraufhin verrät sie ihm, wo Siegfrieds einzige verwundbare Stelle ist: am Rücken.
Zurück zum Ursprung
Die drei Rheintöchter ahnen das Unheil bereits und warnen Siegfried im dritten Aufzug vor seinem Schicksal. Doch der Betrogene lässt sich nicht einschüchtern. Vor versammelter Jagdgesellschaft reicht Hagen Siegfried einen Trank, der ihm seine Erinnerung zurückgibt. Freimütig erzählt er von seiner Jugend, seinem Kampf mit dem Drachen und der ersten Begegnung mit Brünnhilde, die er einst als Braut eroberte. Damit hat der Unglückliche seine Schuld gestanden. Hagen stößt ihm seinen Speer in den Rücken und Siegfrieds letzte Gedanken wandern zu seiner geliebten Brünnhilde. Im Trauerzug wird der tote Held zur Gibichungenhalle getragen. Durch die Rheintöchter hat Brünnhilde erfahren, wie es sich wirklich zugetragen hat. Sie lässt einen Scheiterhaufen errichten, um mit Siegfried zu verbrennen. Sei entzündet das Feuer und schickt Wotans Raben nach Walhall, um den Göttern das Ende zu verkünden. Der Ring geht zurück an die Rheintöchter und mit ihm auch Hagen, der bei seinem Versuch, ihnen den Ring ein letztes Mal zu entreißen, mit in die Tiefe gezogen wird.
Bis zur Vollendung verging über ein Vierteljahrhundert
Am 21. November 1874 vollendete Wagner die „Götterdämmerung“. Seit er mit dem Werk begonnen hatte, sind 26 Jahre und drei Monate vergangen. Unter die letzte Seite der Partitur schrieb er: „Vollendet in Wahnfried, ich sage nichts weiter!! R. W.“. Der ursprüngliche Titel lautete: Siegfrieds Tod. Dann hätte Friedrich Nietzsche allerdings nie mit dem Titel seines Spätwerk „Götzendämmerung“ parodistisch auf Wagners „Götterdämmerung“ anspielen können. Im Konzertsaal sind heute Teile des „Götterdämmerung“ zu hören, vor allem „Siegfrieds Rheinfahrt“, „Siegfrieds Trauermarsch“ und „Brünnhildes Schlussgesang“.
Die wichtigsten Fakten zu Richard Wagners Götterdämmerung:
Orchesterbesetzung: Kleine Flöte, 3 Flöten, 3 Oboen, Englischhorn, 3 Klarinetten, Bassklarinette, 3 Fagotte, 8 Hörner, 3 Trompeten, Basstrompete, 4 Tenorbassposaunen, Kontrabasstuba, 2 Pauken, Glockenspiel, Triangel, Beckenpaar, Rührtrommel, 6 Harfen, Streicher, Bühnenmusik (Stierhörner, Hörner, 4 Harfen)
Spieldauer: Ca. 4 1/2 Stunden
Die Uraufführung fand am 17. August 1876 im Festspielhaus Bayreuth statt. Die Inszenierung lag bei Richard Wagner selbst, die musikalische Leitung hatte Hans Richter inne.
Referenzeinspielung
Wagner: „Götterdämmerung“
Prague Philharmonic, Hans Swarowsky (Leitung) Mit: Gerald McKee, Herold Kraus, Rolf Polke, Rolf Kühne, Takao Okamura, Ursula Boese, Nadezda Kniplova & Bella Jasper
Dieses ambitionierte Vorhaben aus dem Jahr 1968 besticht vor allem durch seine Schnörkellosigkeit. Statt auf vordergründige Effekthascherei, konzentriert sich Hans Swarowsky bei dieser Aufnahme lieber auf die Details, wie etwa einen lyrischen Streicherklang oder ein spannungsreiches Tempo, was zu wunderschönen Momenten führt. Dieser frische und klare Klang hängt auch mit der Aufnahmetechnik zusammen: Jeder Sänger hatte sein eigenes Mikrofon im Tonstudio, was zu einer enorm hohen Textverständlichkeit führt.