Elbphilharmonie Visions 2023

Biennale erkundet aktuelle Klangwelten

„Elbphilharmonie Visions” bietet der Musik des 21. Jahrhunderts ein neues Podium.

© Thies Raetzke

Erstklassiger Saal für zeitgenössische Klänge: Elbphilharmonie

Erstklassiger Saal für zeitgenössische Klänge: Elbphilharmonie

Wo, wenn nicht in einem Saal, der in allerjüngster Zeit konzipiert und errichtet wurde, könnte die Musik des 21. Jahrhunderts eine bessere Resonanz im doppelten Wortsinn finden? Schon 2021 sollte die Premiere der „Elbphilharmonie Visions“ stattfinden, wurde aber wegen Corona verschoben. Jetzt steht der Startschuss für das neue zehntägige Festival für zeitgenössische Musik unmittelbar bevor, das die Elbphilharmonie und der NDR ins Leben rufen und das alle zwei Jahre stattfinden soll. Alan Gilbert, der Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters, hat die neue Biennale initiiert und verleiht seinen Musikern gleich zum Auftakt mit einer Uraufführung „Flügel“. Das gleichnamige Auftragswerk stammt von der 1985 geborenen Schwedin Lisa Streich, die im Rahmen des Festivals den mit 15 000 Euro dotierten Kompositionspreis der Hamburger Claussen-Simon-Stiftung erhält.

Im zweiten Teil des Konzerts befasst sich Brett Deans monumentales Oratorium „In This Brief Moment“ mit dem zerstörerischen Einfluss des Menschen auf unseren Planeten. Das Lucerne Festival Contemporary Orchestra bringt unter der Leitung von Sylvain Cambreling zwei Werke von Rebecca Saunders und Dieter Ammann zu Gehör. Mit Sofia Gubaidulinas überirdisch klingendem „Reiter auf dem weißen Pferd“ traben das WDR Sinfonieorchester und Dirigent David Robertson in Hamburg an und mit Jörg Widmanns Trompetenkonzert „Towards Paradise“ zielsicher dem Garten Eden entgegen.

Neue Musik aus allen Himmelsrichtungen

Sechs mittelalterliche Tapisserien entfaltet die NDR Radiophilharmonie unter Pierre Bleuse. Auf sie bezieht sich das Klarinettenkonzert „D’om Le Vrai Sens“ der finnischen Grande Dame der Neuen Musik, Kaija Saariaho, dem ein neues Werk des Österreichers Thomas Larcher zur Seite gestellt wird. Die Musik von Isabel Mundry und Helmut Lachenmann rückt einen Abend später beim Ensemble Resonanz ins Blickfeld, während das Ensemble Modern in die Klangwelten Georges Aperghis’ und Enno Poppes abtaucht. Das von Pierre Boulez gegründete Ensemble intercontemporain spielt unter der Leitung von Matthias Pintscher dessen Komposition „NUR“ sowie James Dillons „Pharmakeia“. Und auch das NDR Elbphilharmonie Orchester unter Alan Gilbert kommt noch zwei Mal zum Zug: Unter anderem mit dem mitreißenden Werk „Catamorphosis“ der isländischen Komponistin Anna Thorvaldsdóttir, das die fragile Beziehung zu unserem Planeten thematisiert.

concerti-Tipp:

Elbphilharmonie Visions
2.–12. Februar 2023

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