Lieblingsstück Cristian Măcelaru

Johannes Brahms: Sinfonie Nr. 3 F-Dur

Cristian Măcelaru entdeckt in Brahms' dritter Sinfonie pure Schönheit und erinnert sich beim Hören an ehemalige Weggefährten.

© Adriane White

„Dieses Stück schien schon immer zu meinem Leben zu gehören“: Cristian Măcelaru

„Dieses Stück schien schon immer zu meinem Leben zu gehören“: Cristian Măcelaru

Wenn ich den zweiten Satz von Johannes Brahms‘ dritter Sinfonie dirigiere, öffnet sich für mich eine Welt, in der alles existiert und alles zurückkehrt, was wir verloren haben – wohl bemerkt nur im Konzert, nicht in Proben. Ich fühle mich dabei eng mit meinem im Sommer verstorbenen Mentor Larry Rachleff verbunden. Als ich ihn dieses Andante zum ersten Mal habe dirigieren hören, entdeckte ich darin pure Schönheit. Ich erinnere mich, wie mein Konzertmeister Raphael Fliegel, der 2005 gestorben ist, von dieser Musik geschwärmt hat. Er war ein wunderbarer Mensch, ohne den ich meine Frau wahrscheinlich nicht kennengelernt hätte. Und ich muss an meinen Geigenlehrer Sergiu Luca denken, der wie ein Vater für mich gewesen ist. Bei ihm habe ich Brahms’ dritte Violinsonate studiert, die den gleichen musikalischen Gestus aufweist wie dieses Andante.

Ich bin jedes Mal überwältigt, wenn die Basslinie nach oben drängt, die Violinen absteigen und sich beide zur Coda am gleichen Punkt treffen. Das ist ein himmlischer, ehrlicher und feinfühliger Moment, der aber auch etwas Zerbrechliches ausstrahlt. Diese Sinfonie ist eng mit dem Tod von Brahms’ Mutter verbunden. Ich habe die Komposition so oft als Geiger selbst im Orchester gespielt und angehört, dass ich beim ersten Mal am Pult, mit dem Edmonton Symphony Orchestra in Kanada, Angst hatte: Ich wusste nicht, wie ich sie dirigieren sollte. Doch nach den ersten paar Takten kam es mir so vor, als würde ich zu einem alten Freund sprechen. Dieses Stück schien schon immer zu meinem Leben zu gehören.

Termine

Mittwoch, 24.01.2024 19:00 Uhr Philharmonie Essen

Dvořák: Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70

WDR Sinfonieorchester, Cristian Măcelaru (Leitung)

Sonntag, 28.01.2024 16:00 Uhr Isarphilharmonie München

Julia Fischer, WDR Sinfonieorchester, Cristian Măcelaru

Tschaikowsky: Sérénade mélancolique b-Moll op. 26, Suk: Fantasie g-Moll op. 24, Dvořák: Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70

Freitag, 08.03.2024 19:30 Uhr Kulturpalast Dresden
Samstag, 09.03.2024 19:30 Uhr Kulturpalast Dresden

Colin Pütz, Dresdner Philharmonie, Cristian Măcelaru

Lutosławski: Sinfonische Variationen, Mozart: Klavierkonzert Nr. 24 c-moll KV 491, Dvořák: Sinfonie Nr.6 D-Dur op. 60

Sonntag, 10.03.2024 11:00 Uhr Kulturpalast Dresden

Colin Pütz, Dresdner Philharmonie, Cristian Măcelaru

Lutosławski: Sinfonische Variationen, Mozart: Klavierkonzert Nr. 24 c-moll KV 491, Dvořák: Sinfonie Nr.6 D-Dur op. 60

Sonntag, 28.04.2024 18:00 Uhr Konzerthaus Dortmund

Seong-Jin Cho, Orchestre National de France, Cristian Măcelaru

Boulanger: D’un matin de printemps & D’un soir triste, Saint-Saëns: Klavierkonzert Nr. 5 F-Dur op. 103, Debussy: La Mer

Montag, 29.04.2024 20:00 Uhr Rosengarten Mannheim

Seong-Jin Cho, Orchestre National de France, Cristian Măcelaru

Boulanger: D‘un matin de printemps, Saint-Saëns: Klavierkonzert Nr. 5 F-Dur op. 103, Debussy: La Mer, Ravel: Boléro

Freitag, 07.06.2024 19:00 Uhr Kölner Philharmonie

Renaud Capuçon, WDR Sinfonieorchester, Cristian Măcelaru

Bruch: Violinkonzert Nr. 1 g-Moll op. 26, Bonis: Salomé op. 100/2, R. Strauss: Don Juan op. 20

Samstag, 08.06.2024 20:00 Uhr Kölner Philharmonie

Renaud Capuçon, WDR Sinfonieorchester, Cristian Măcelaru

R. Strauss: Don Juan op. 20 & Tod und Verklärung op. 24, Bruch: Violinkonzert Nr. 1 g-Moll op. 26, Bonis: Salomé op. 100/2, Wagner: Ouvertüre zu „Tannhäuser“

Donnerstag, 13.06.2024 20:00 Uhr Elbphilharmonie Hamburg

Martin Fröst, NDR Elbphilharmonie Orchester, Cristian Măcelaru

Silvestri: Drei Stücke für Streichorchester op. 4/2, Clyne: Weathered, Rachmaninow: Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 44

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