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Interview Publikum des Jahres 2023: Rolando Villazón

„… vielleicht ein frisch gezapftes Radeberger!“

Als Jury-Vorsitzender sucht Rolando Villazón mit concerti das Publikum des Jahres 2023. Im Fragebogen gibt er Auskunft über sein Lieblingspublikum, mediale Ärgernisse und Erdnuss-Schnitten.

vonRedaktion,

Was zeichnet für Sie ein besonders gutes Publikum aus?

Rolando Villazón: Für mich ist das Wichtigste, dass es mir gelingt, eine Brücke zu den Zuhörern im Saal zu schlagen. Das bedeutet konkret: Ich möchte fühlen, dass das, was ich gebe, auch ankommt, angenommen wird, und dass dann etwas zurück zu mir kommt. Das klingt jetzt vielleicht etwas abstrakt, aber ich kann es nicht besser beschreiben. Mit einem guten Publikum und einem guten Künstler gelingt dieser Brückenschlag. Man bildet für dieses eine Konzert, diese eine Vorstellung, eine Art verschworene Gemeinschaft. Das, was passiert, kann so nicht wiederholt werden, und alle im Saal spüren das.

Ist es richtig, von „dem“ Publikum zu sprechen, oder gibt es Unterschiede?

Villazón: Für mich ist das Publikum jeder Vorstellung anders und besonders. Und auch innerhalb des Publikums gibt es natürlich unterschiedliche Menschen. Manche sind extrovertiert, rufen laut Bravo. Andere sind stiller und sagen dir dann hinterher trotzdem, dass es ihnen unglaublich gut gefallen hat. Beides ist schön. Hauptsache, die Verbindung gelingt.

Welche Rolle spielt das Publikum bei der Bewertung Ihres Spielerfolges?

Villazón: Ich habe meistens ziemliches Glück und bekomme wahnsinnig viel zurück. Das schafft ein High, das ist klar. Und wenn ich mit mir selbst nicht zufrieden bin, dann kann ein Publikumserfolg sehr tröstlich sein.

Ärgern Sie sich auch manchmal über das Publikum?

Villazón: Mich ärgert, wenn mit Licht gefilmt und mit Blitz fotografiert wird. Manchmal sage ich dann auch etwas. Ich freue mich, dass es den Menschen gefällt und sie es deshalb vielleicht dokumentieren wollen, aber es lenkt wirklich sehr ab. Und wir wollen doch den Moment zusammen erleben!

Für Rolando Villazón ist die Vielfältigkeit des Publikums maßgebend
Für Rolando Villazón ist die Vielfältigkeit des Publikums maßgebend

Worauf wollen Sie als Jurymitglied bei der Bewertung eines Publikums achten?

Villazón: Fairness ist immer gut, denke ich. Aber wahrscheinlich wird es uns auch auf ein besonders engagiertes Publikum ankommen, keine ganz passiven Konsumenten, die auch noch gleichzeitig ihre Nachrichten abrufen.

Wenn Sie selbst im Zuschauerraum sitzen, genießen Sie dann die Musik oder fühlen Sie sich beruflich gefordert?

Villazón: Ich kann richtig genießen. Bei der Mozartwoche Salzburg, wo ich künstlerischer Leiter bin, gehe ich in alle Konzerte und bin jedes Mal völlig beseelt und begeistert.

Wenn Sie bestechlich wären: Wie könnte man es versuchen?

Villazón: Ha! Mr Tom’s Erdnussschnitten, die gibt es an jeder Supermarktkasse in Deutschland. Und vielleicht ein frisch gezapftes Radeberger… Aber ich werde nichts versprechen!

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