Rezensionen
Aktuelle Neuerscheinungen aus Klassik und Oper – ausgewählt und bewertet von der concerti-Redaktion.
-
Rezension Else Ensemble – Werke von Senfter
Der Tradition verpflichtet
Das Else Ensemble hat die aus der Zeit gefallene Kammermusik der Reger-Schülerin Johanna Senfter ausgegraben.
-
Buchrezension – Hanka Meves: Die Komponistin von Köln
Porträt einer vergessenen Pionierin
Hanka Meves verfolgt in ihrem historischen Roman „Die Komponistin von Köln“ den künstlerischen Werdegang der Komponistin Maria Herz.
-
Rezension Mari Kodama – Werke von Mozart & Poulenc
Stelldichein
Mari Kodama hat sich mit ihrer Schwester Momo Kodama, Tochter Karin Kei und Ehemann Kent Nagano zum gemeinsamen Mozart-Spiel getroffen.
-
Rezension Roberto Prosseda – Mozart: Late Piano Works
Vollendet
Mit „Late Piano Works“ endet Roberto Prossedas über zehn Jahre währende und umfassende Beschäftigung mit Mozarts Klavierwerk.
-
CD-Rezension Simon Rattle
In bester Tradition
In seinem Aufsatz „Brahms der Fortschrittliche“ präsentiert Arnold Schönberg den älteren Kollegen als Vorläufer im Geiste. Ausgerechnet Brahms, den Klassizisten! Doch Schönberg entdeckt bei ihm subtile Ausbrüche aus dem tonalen Gefüge und Intervallkonstellationen als Formelemente, aus denen logisch die Zwölftonmusik erwachsen muss. Die Berliner Philharmoniker unter Simon Rattle beleuchten diese…
-
CD-Rezension Leipziger Streichquartett
Extremist der Expression
Allan Pettersson, dessen 100. Geburtstag im September von den Konzertveranstaltern übergangen wird, war neben Schostakowitsch der größte Sinfoniker seiner Zeit. In der Kammermusik ging er nicht weniger abenteuerliche Wege. Man muss bis zu Bartók zurückdenken, um eine ähnlich eindringliche Mischung von Meditation und Artistik zu finden wie in den Sonaten…
-
CD-Rezension Christoph Schoener
Wucht und Intimität
Liszts musikalische Monumentalität verschafft dem spät berufenen Abbé auch in seinem Jubiläumsjahr nicht nur Freunde. Christoph Schoener verleiht ihr indes etwas Geheimnisvolles, Mystisches und niemals platt Überwältigendes. Mit Liebe zum Detail, enormer Differenzierung und variabler Registrierung (wunderbar: die extrafeinen Flötenstimmen) balanciert der Kirchenmusik- direktor die orchestrale Wucht und kammer- musikalische…
-
CD-Rezension I Vocalisti
Emotionsgeladen
Mit der CD Domine Deus veröffentlicht der Lübecker Kammerchor „I Vocalisti“ seine zweite CD, für die Chorleiter Hans-Joachim Lustig eine spannungsreiche und ausdrucksstarke Werkzusammenstellung liturgischer Musik osteuropäischer und deutscher Komponisten ausgesucht hat. Der Preisträger mehrerer europäischer und deutscher Wettbewerbe zeigt sich auch der Aufnahmesituation gewachsen. Beeindruckend die groß musizierten Spannungsbögen…
-
CD-Rezension Matthew Rubenstein
Kein Novemberlicht
Berlin leuchtet bekanntlich, und das, mit zwischenzeitlicher Verdunkelungsphase, schon seit der Kaiserzeit. Musikalisch am hellsten war es in den 20er Jahren, woran die Novembergruppe wesentlichen Anteil trug. Matthew Rubenstein liefert hier eine im Anschlag angenehm leichte, überhaupt nicht klotzige Hommage an diese revolutionäre Zeit. Besonders erfreulich, dass auch unterschätzte Mitglieder der Gruppe wie Jarnach und Tiessen berücksichtigt sind. Butting und…
-
Rezension Khatia Buniatishvili – Liszt
Virtuosenfutter
Bei Khatia Buniatishvili vereinen sich höchste Virtuosität mit dem gewissen Fingerspitzengefühl und musikalischer Sensibilität.
-
CD-Rezension Scharoun Ensemble
Sextett zu siebt
Feinste Kammermusik ist seit beinahe dreißig Jahren das Markenzeichen des aus Mitgliedern der Berliner Philharmoniker gebildeten Scharoun Ensembles. Perfekt aufeinander eingestellt sind sie und spielen stets mit genauem Ohr für die Partner. So auch in Beethovens 1800 uraufgeführtem Septett, das sie vom intimsten kammermusikalischen Pianissimo bis zum Orchesterklang ausreizen. Allein…
-
CD-Rezension Quintett Chantily
Klangfarbenstudien
Eine brilliante Studie der vielfältigen Möglichkeiten von Bläser-Kammermusik ist dieses Quintettprogramm: Paul Taffanels romantisches Bläserquintett von 1876 ist der einzige Beitrag des französischen Flötisten und Komponisten zu diesem Genre – und im Finale ein virtuoses Feuerwerk. Samuel Barbers 1953 entstandene Summer Music bietet zahlreiche geniale Klangeffekte. Und auch Nielsens Bläserquintett…
-
CD-Rezension David Geringas
Ausgewogen und kultiviert
Gut drei Stunden Musik hat Beethoven für die Kombination Violoncello/Klavier geschrieben. Außer den fünf bekannten Sonaten hat er auch die Hornsonate op. 17 und sein Streichtrio op. 3 für Cello und Klavier bearbeitet und drei Variationszyklen, davon zwei auf Mozart-Themen, komponiert. In der Einspielung von David Geringas und Ian Fountain…
-
CD-Rezension Antje Weithaas
Ein ganz eigenes Klangideal
Die Violinkonzerte Beethovens und Bergs auf einem Album? Klingt gewagt, doch die Kombination geht auch bei Antje Weithaas und dem Stavanger Symfoniorkester auf
-
CD-Rezension
Showdown böser Schwestern
Julia Wolfe und das Ensemble Resonanz erfreuen uns mit einer gelungen Interpretation von Cruel Sisters
-
CD-Rezension Joyce DiDonato
Bunte Charaktere
So kurzweilig, dass man die fehlende optische Unterstützung glatt vergisst, gestalten die Händel-Spezialisten von Il complesso barocco unter Alan Curtis ihren Ariodante. Ohne zuviel Schnörkel verleihen sie den faszinierenden Charakteren der Oper Leben, von der naiven Dalinda über den hinreißend bösen Polinesso bis zur erst unsterblich verliebten, dann gebrochenen, schließlich…
-
CD-Rezension Marc-André Hamelin: Reger & Strauss
Herb und ernst
„Neue Fehlgeburt der in Inzucht verkommenen Reger-Muse“ nannte ein namhafter Kritiker bei der Uraufführung 1910 Regers Klavierkonzert. Zugegeben, es ist lang, massig orchestriert, für den Solisten enorm schwer und vielleicht wirklich „herb und ernst“, wie Reger selbst meinte. Aber es ist auch ein großer Wurf, der bei mehrmaligem Hören immer…
-
CD-Rezension Ildebrando D’Arcangelo
Einfach Mozart
Sein erstes Soloalbum hieß schlicht „Händel“, sein neues nennt sich einfach „Mozart“. Der italienische Bassbariton, unschlagbar gutaussehend und doch frei von Macho- gehabe, konzentriert sich tatsächlich auf das Wesentliche. Und genauso singt Ildebrando D’Arcangelo auch seinen Mozart, mit dessen Opernpartien er seinen internationalen Ruhm begründete. Natürlich und allürenfrei interpretiert er…
-
CD-Rezension Ensemble l‘arte del mondo
Händel verfremdet
Amor oriental ist der Titel dieser fiktiven Oper, die Musik aus Opern Händels mit orientalischen Sujets mit echter Musik aus dem osmanischen Kulturkreis verbindet und überblendet. So soll eine Verbindung von Orient und Okzident gesucht werden. Und auch wenn die Geschichte, die hier erzählt werden soll, eher unklar bleibt –…
-
CD-Rezension Mandelring Quartett
Schöne Idee
Als der Zyklus nach und nach heranwuchs, sprach die Kritik einhellig von „Referenzaufnahmen“. Nun haben das Mandelring-Quartett und ihr Detmolder Label Audite die zwischen 2005 und 2009 entstandenen Aufnahmen der 15 Schostakowitsch-Quartette in einer 5-CD-Box zusammengefasst – und das ist eine schöne Idee. Denn in der Tat hat man diese…
-
CD-Rezension Alexandre Tharaud Scarlatti Sonaten
Klingende Miniaturen
Von Domenico Scarlatti stammt die einzige barocke Klaviermusik, die abgesehen von Bach regelmäßig in unseren Konzertsälen zu hören ist. Jetzt bietet auch Alexandre Tharaud seine Auswahl aus diesen beinahe 600 Sonaten. „Erwarten Sie in diesen Kompositionen keine tiefen Erkenntnisse, sondern eher ein raffiniertes Vergnügen an der Kunst“, schrieb Scarlatti im…
-
CD-Rezension Wolf: Italienisches Liederbuch
Frühlingserinnerung
Südländische Lebensansichten und keckes Liebesgeplänkel in 46 Lied-Miniaturen, das bietet dieser aufregende Zyklus
-
CD-Rezensionen
Musik aus Wien
Das Szymanowski-Quartett geht auf Europa-Reise. Auf ihrer zweiten „Reise-CD“ widmen sich die vier in Hannover beheimateten Polen Wien, wo Karol Szymanowski von 1911 bis 1913 lebte. Drei Werke stehen stellvertretend für das Quartettschaffen der Stadt: das hier geradezu leichtfüßig klingende op. 18 Nr. 2 von Beethoven, Schuberts Quartettsatz D 703…
-
CD-Rezensionen Orchester Wiener Akademie
Ohne Eisenhammer
Das ist mehr als eine Ehrenrettung: Liszts nicht vollkommen gelungene Dante-Sinfonie auf Instrumenten, die einst sein Orchester in Weimar benutzte. Im Gegensatz zu manch berühmterem Ensemble klingen hier die Originalinstrumente nicht schrill und blechern, sondern herrlich warm – beste Wiener Tradition sozusagen. Man entdeckt in jedem Takt neue Töne, Farben,…