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Potsdamer Winteroper spielt Mendelssohns „Elias“

Im feurigen Wagen zum Himmel hinauffahren

In der Friedenskirche verleiht die Kammerakademie „Elias“ Engelsflügel

vonIrene Bazinger,

Die 1848 eingeweihte Friedenskirche im Park von Schloss Sanssouci in Potsdam zählt zu den schönsten Veranstaltungsorten der Gegend. Auch in diesem Jahr ist die Potsdamer Winteroper wieder zu Gast und wird mit der Kammerakademie Potsam und dem Hans Otto Theater unter Titus Engel ein Oratorium szenisch aufbereiten. Seit 2013 werden derlei Theatralisierungen gewagt und vom Publikum begeistert angenommen. Nach Werken von Händel, Mozart und Scarlatti steht diesmal „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy im Zentrum.

Der hatte eine ganz besondere Beziehung zu Potsdam, wurde er doch von König Friedrich Wilhelm IV., der die Friedenskirche erbauen ließ, zum Preußischen Generalmusikdirektor berufen. Die Regie liegt in den Händen von Andreas Bode, der in einem Grenzbereich zwischen Theater, Oper und Film arbeitet. Er gilt als „Extremist der Opernszene“, wie ihn der heutige Dramaturg der Deutschen Oper und frühere Kritiker Jörg Königsdorf einmal nannte. In Hamburg etwa inszenierte Bode auf Kampnagel seine Version von Mozarts „Requiem“ als geradezu apokalyptisches Trauerarbeitsangebot.

Inszenierung des vorigen Jahres: Israel in Egypt © Stefan Gloede

Potsdamer Winteroper interpretiert epische Bibeltexte

„Elias“ kann man sich ebenfalls bestens auf der Bühne vorstellen. Zum einen zeigt die tonmalerische, farbige Partitur, dass ihr Schöpfer viele Erfahrungen in der Kunst sinfonischen Schaffens hatte. Zum anderen sind die epischen Bibeltexte sehr aktionsgeladen – vor allem natürlich der Schluss, wenn der Prophet in einem feurigen Wagen zum Himmel hinauffährt. Mit direkter Rede und handelnden Personen werden die Ereignisse aus dem Leben des Elias und seine theologische Sendung in Arien, Solistenensembles und dialogischen Rezitativen lebendig ausgestaltet. Kein Wunder, dass „Elias“ seit der Uraufführung 1846 in Birmingham zu den bekanntesten Werken Mendelssohn Bartholdys zählt.

Inhaltlich geht es um zu viele Götter und zu wenig Wasser, um den richtigen und den falschen Glauben, um Hedonismus und das Streben nach Transzendenz. Mendelssohn nennt seinen Elias „einen rechten durch und durch Propheten, wie wir ihn etwa heut zu Tage wieder brauchen könnten, stark eifrig, auch wohl bös und zornig und finster, im Gegensatz zum Hofgesindel und Volksgesindel, und fast zur ganzen Welt im Gegensatz, und doch getragen von Engelsflügeln“.

concerti-Tipp:

Potsdamer Winteroper
Felix Mendelssohn: Elias
Zeit: 23.11. – 2.12.
Mitwirkende: Marie-Pierre Roy, Anna Alàs i Jové, Oliver Johnston, Holger Falk, Chor der Potsdamer Winteroper, Titus Engel (Leitung)
Ort: Friedenskirche Potsdam

Termine

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