Blockflötist Erik Bosgraaf

Genialer Querdenker mit Hang zu Experimenten

Erik Bosgraaf erforscht Mahlers „Kindertotenlieder“ im Spiegel des Flötenklangs

© Sjaak Verboom

Erik Bosgraaf

Erik Bosgraaf

Während seiner Auftritte geht er im Eifer des Gefechts auch mal hochkonzentriert in die Hocke, wie ein Rockmusiker: Erik Bosgraaf genießt den Ruf, einer der strahlkräftigsten Virtuosen seiner Zunft zu sein. Doch sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen, würde den umtriebigen niederländischen Blockflötisten garantiert langweilen. Dazu ist der 37-Jährige viel zu neugierig auf Entdeckungen und experimentelle Abenteuer. Mit seinem Instrument stößt er lieber in neue Dimensionen vor.

International für Furore sorgte Bosgraaf zunächst 2006 mit der Einspielung von Stücken aus der Sammlung „Der Fluyten Lust-hof“, komponiert vom Utrechter Frühbarock-Meister Jacob van Eyck. Später folgten Aufnahmen der Flötensonaten von Händel und Telemann. Auch hier zeigten sich die Qualitäten des Ausnahmemusikers: Bosgraafs weicher, warmer Flötenton ist ungeheuer wendig und entspringt einer Spielkultur mit pointierten Akzenten und Sinn sowohl für Dramatik als auch für Humor. Die Virtuosität ergibt sich dann lässig nebenbei.

Musikweltenwanderer

Seit 2007 besteht zudem das Ensemble Cordevento, das der Flötist mit Gleichgesinnten gründete. Erfolgreich hat die Formation spanische Barockmusik, Konzertbearbeitungen von Johann Sebastian Bach sowie eine Version von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ für Blockflöte und Streichorchester auf CD präsentiert. Daneben arbeitet Bosgraaf mit Jazzern, Rockmusikern und Elektronik-Künstlern zusammen und hat bei Film-Soundtracks mitgewirkt.

© Yat Ho Tsang

Erik Bosgraaf

Erik Bosgraaf

Erik Bosgraaf in Duisburg

Und immer wieder zieht es den Flötisten zur Neuen Musik: Bislang gut 100 Werke hat er uraufgeführt, Stücke von experimentell bis eingängig, die alle für ihn komponiert wurden. Von Pierre Boulez’ Klarinettenwerk „Dialogue de l’ombre double“ hat er darüber hinaus eine Fassung für Blockflöte erstellt. Mit Zeitgenössischem ist Erik Bosgraaf auch bei seinem Gastspiel in Duisburg zu erleben.

Im Gepäck hat er das Konzert für Blockflöte und Orchester, das sein Landsmann Willem Jeths für ihn 2004 geschrieben hat: Ein ebenso suggestiver wie berührender Ausflug in die hochemotionale Klangwelt Gustav Mahlers, mit Anspielungen auf dessen „Kindertotenlieder“. Mahler und Blockflöte – diese entfernten Galaxien kann wohl nur solch ein verwegener Querdenker wie Bosgraaf überzeugend verbinden.

Erik Bosgraaf spielt Vivaldis „Vier Jahreszeiten“:

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