Freunden des Independent Rock ist Bryce Dessner als Gitarrist der Band The National seit mehr als zwanzig Jahren ein Begriff. Doch auch in der Klassikwelt ist der US-Amerikaner längst kein Unbekannter mehr: Künstler wie Geiger Pekka Kuusisto und Cellist Gautier Capuçon haben Werke von ihm aufgeführt. Pianistin Alice Sara Ott hat sich von ihm ein Klavierkonzert gewünscht, das sie zum Auftakt ihrer Residenz am Konzerthaus Berlin unter der Leitung von Chefdirigentin Joana Mallwitz präsentiert. „Ich habe mir die Qualitäten ihres Spiels vorgestellt, insbesondere ihre melodischen Fähigkeiten, und versucht, sie herauszufordern und zu inspirieren“, sagt Dessner. „Wenn Alice spielt, ist es jedes Mal fast so, als würde sie eine Art Fenster in der Musik entdecken, das niemand sonst entdeckt hat.“ Herausgekommen ist ein hochvirtuoses, lyrisch-expressives und perkussives Konzert mit durchaus tänzerischen Noten. Passend dazu erklingt zuvor Maurice Ravels „Boléro“.
Konzerthausorchester gibt Vorgeschmack auf Beethoven-Zyklus
In der zweiten Hälfte des Eröffnungsabends am Gendarmenmarkt nimmt sich das Konzerthausorchester zunächst Anna Merediths „Nautilus“ an. Das ursprünglich für Band und Elektronik gedachte rund sechs Minuten lange Stück fühlt sich wie das hypnotische Abtauchen in einen Zustand der Trance an. Die Idee dazu hatte die Britin übrigens während eines Spaziergangs an der schottischen Küste. Den Schlussakkord setzen die Berliner mit Ludwig van Beethovens heiter-lebendigen und zu ihrer Entstehungszeit auf dem Höhepunkt der Wiener Klassik überraschenden C-Dur-Sinfonie – ein erster Vorgeschmack auf einen für 2027 angedachten vollständigen Beethoven-Zyklus.