Mein Lieblingsstück: Vladimir Jurowski
Mahler: Das Lied von der Erde
Der meditative Stil in Gustav Mahlers „Das Lied von der Erde“ fasziniert den russischen Dirigenten Vladimir Jurowski seit seiner Jugend.
© Simon Pauly

Vladimir Jurowski
Im August 1990 siedelte ich mit meiner Familie um. Wir fuhren in die DDR und wussten, dass wir nicht mehr zurückkehren werden. Zwei symbolträchtige Dinge nahm ich in meiner Tasche aus Moskau mit: den Roman „Die Brüder Karamasow“ und eine Taschenpartitur von Mahlers „Lied von der Erde“. Es war eins der ersten Werke von Mahler, die ich überhaupt gehört habe. Mein Vater hatte eine Schallplatte mit den New Yorker Philharmonikern unter Bruno Walter. Ich war ungefähr fünfzehn Jahre alt und gerade dem Musikkolleg am Moskauer Konservatorium beigetreten. Selbstverständlich konnte ich damals noch nicht alles, was es in diesem Werk zu enträtseln gibt, verstehen. Aber der erste und der letzte Satz haben sich mir sofort eingeprägt.
Eine wasserfarbene Tönung der Musik
Weil Mahlers Werke auf den Programmen in der damaligen Sowjetunion selten waren, hat es lange gedauert, bis ich die anderen Stücke von ihm kennen gelernt habe. Später wurde mein Verhältnis zu diesem Zwitter aus Sinfonie und Liederzyklus immer intensiver. Ich entdeckte, dass sich der Komponist wie ein Dichter betätigte. Die altchinesischen Gedichte vertonte Mahler nicht einfach, sondern fügte sie neu zusammen. Der Komponist hat sich in seinen letzten Lebensjahren mit dem Zen-Buddhismus beschäftigt und sich auch musikalisch einem meditativen Stil zugewandt. Daher hat das „Lied von der Erde“ eher so etwas wie eine wasserfarbene Tönung, jedenfalls kommt es ohne Pathos aus. All seine musikalische, literarische, kulturelle und menschliche Erfahrung sind in dieses Werk eingeflossen.
Termine
Nadzeya Karakulka, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Vladimir Jurowski
Werke von Haydn, Shchetinsky, Copytsko, Poleva u. a.
Yefim Bronfman, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Vladimir Jurowski
Beethoven: Ouvertüre zu „Coriolan“ c-Moll op. 62, Firssowa: Klavierkonzert (DEA), Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 4 c-Moll op. 43
Yefim Bronfman, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Vladimir Jurowski
Beethoven: Ouvertüre zu „Coriolan“ c-Moll op. 62, Firssowa: Klavierkonzert (DEA), Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 4 c-Moll op. 43
Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 4 c-Moll op. 43
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Vladimir Jurowski (Leitung)
Ivan Karizna, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Vladimir Jurowski
Lutosławski: Sinfonische Variationen, Schostakowitsch: Cellokonzert Nr. 2 g-Moll op. 126, Mussorgski: Eine Nacht auf dem kahlen Berge, Prokofjew: Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 44
Ivan Karizna, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Vladimir Jurowski
Ivan Karizna, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Vladimir Jurowski
Mussorgski: Eine Nacht auf dem kahlen Berge d-Moll, Schostakowitsch: Cellokonzert Nr. 2 op. 126, Schubert: Sinfonie Nr. 9 C-Dur „Die Große”
Ivan Karizna, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Vladimir Jurowski
Alice Lackner, Sungmin Song, Vladimir Jurowski
Louise Alder, Gerhard Oppitz, Bayerisches Staatstorchester, Vladimir Jurowski
Williams: Fantasia on a Theme by Thomas Tallis, Mahler: Sinfonie Nr. 4 G-Dur
Rezensionen
Rezension Vladimir Jurowski conducts Stravinsky Vol. 1
Umfassende Brillanz
Live-Aufnahmen aus seiner Zeit als Chefdirigent des London Philharmonic Orchestra zeugen von Vladimir Jurowskis messerscharfem Strawinsky. weiter
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In die Seele schauen
Schostakowitsch suchen und finden, fragen und hinterfragen. Das Orchester unterstützt Alina Ibragimova dabei genau und farbenreich. weiter
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Transparenter Orchesterklang
Der transparente Orchesterklang von Vladimir Jurowski vermittelt Tschaikowsky zwischen Leichtigkeit und gebotener Kraft. weiter