„Yunchan Lim ist der seltene Künstler, der tiefe Musikalität und erstaunliche Technik organisch zusammenbringt“, urteilt Dirigentin Marin Alsop euphorisch über den heute 21-jährigen Pianisten, der 2022 als jüngster Teilnehmer der legendären Van Cliburn International Piano Competition die Goldmedaille gewann. Dem Wettbewerb folgten Debüts beim New York Philharmonic, dem Boston Symphony Orchestra, dem BBC Symphony Orchestra und zahlreichen weiteren internationalen Spitzenklangkörpern. Für diese Saison wurde nun das Debüt beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin terminiert, so dass nun im Mai Chopins zweites Klavierkonzert auf dem Programm steht. Mit Chopin machte er schon zuvor international auf sich aufmerksam mit seinem gefeierten Debütalbum, auf dem er die Etüde op. 10 und op. 25 vereint hat. In seiner südkoreanischen Heimat erlangte er damit Doppelplatin, zeitweise führte er auch weltweit damit die Klassikcharts an.
In der zweiten Hälfte spielt das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter seinem Chef Vladimir Jurowski Brahms’ vierte und letzte Sinfonie. Über deren Entstehung ist wenig bekannt, außer dass der Komponist, wie so oft, mit seinem sinfonischen Schaffen haderte. Die Musikwelt war sich in den ersten Jahren nach der Uraufführung nicht einig: Während Brahms’ befreundeter Dirigent Hans von Bülow auf einer Welttournee Ende der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts gigantische Erfolge mit der Sinfonie feierte, fiel das Werk unter anderem in Wien bei Publikum und Musikern krachend durch. Eine freundliche Ironie der Geschichte ist, dass just in der Donaumetropole Johannes Brahms kurz vor seinem Tod die Sinfonie einmal live hören durfte – und nach der Aufführung tosenden Beifall erhielt.